Carneval Verein -Narrhalla- Winkel/Rheingau 1924 e.V.
27 | 07 | 2024
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und der Karneval im Vormärz Köln - Düsseldorf - Rheingau | 1823-1850

-Ein Recherchebericht-

Die Idee zu den Nachforschungen entstand in den Räumen der Universität Breslau während eines Vortrages anlässlich des Besuchs der Hoffmann-Gesellschaft an der Leopoldina. Auf dem Titelblatt seiner „Politischen Gedichte“ von 1843 bezeichnet sich Hoffmann in der Aufzählung seiner akademischen Titel und Zugehörigkeiten zu wissenschaftlichen Gesellschaften unter anderem als „Ehrenmitglied des großen Stadt-Kölner Carneval-Vereins“, was bei uns den Entschluss reifen ließ, heraus zu finden, in welche Beziehung Hoffmann zum Karneval zu bringen war.

Die ersten Versuche, über das Internet Informationen über Hoffmann und den Kölner Karneval zu bekommen, brachten kein Ergebnis. Ein Kölner Freund riet, wir sollten uns an das Kölner Karnevalsmuseum wenden. Leider wusste man dort nichts über Hoffmann und seine Ehrenmitgliedschaft in einer Kölner Karnevalsgesellschaft. Frau Dohmen, Mitarbeiterin des Museums, verwies aber auf eine der ältesten Kölner Karnevalsgesellschaften, die Roten Funken von 1823.

Heinz-Günther Hunold Präsident der Roten Funken, empfahl uns Marcus Leifeld, Historiker am Kölnischen Stadtmuseum und wissenschaftlicher Mitarbeiter der fünf Traditionscorps Kölsche Funke rut-wieß vun 1823, Kölner Funken-Artillerie Blau-Weiß von 1870, Prinzen-Garde Köln 1906, Ehren-Garde der Stadt Köln 1902 und Altstädter Köln von 1922. Er konnte ebenfalls nichts zu Hoffmann von Fallersleben und einer Mitgliedschaft in Köln sagen, gab aber den Hinweis auf die Dissertation von Christina Frohn an der Universität .in Bonn zum Thema „Karneval in Köln, Düsseldorf und Aachen“. Dort, so H. Leifeld, werde Hoffmann mehrmals in Zusammenhang mit der Karnevalsgesellschaft „Allgemeiner Verein der Karnevalsfreunde zu Düsseldorf von 1829“ erwähnt. Zudem könnten die Roten Funken derzeit nichts nachprüfen, da ihre Unterlagen (Aufzeichnungen, Protokolle und Mitgliederlisten des ersten Kölner Karnevalspräsidenten von Wittgenstein) allesamt im Kölner Stadtarchiv liegen, das beim Bau der U-Bahn im Jahre 2009 eingestürzt ist. Die o.g. Unterlagen sind derzeit noch nicht gesichtet. Es ist auch nicht bekannt, wie viele Dokumente letztlich zerstört sind und was wieder restauriert/gereinigt werden kann.

Der Präsident der Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft, H. Kleinehr, leitete uns weiter an Heinz Sauer, Ehrensenator und Mitglied des Elferrates des AVdK, der seinerzeit eng mit Christina Frohn zusammen gearbeitet hatte. Er konnte viele interessante Hinweise zu Hoffmanns Aktivitäten in Düsseldorf geben. Letztlich empfahl aber auch er die Dissertation von Christina Frohn, die im Internet zur Verfügung steht. Auf knapp 500 Seiten enthält sie neben der interessanten Entwicklungsgeschichte des Rheinischen Karnevals auch eine Vielzahl von Hinweisen zu Hoffmann von Fallersleben. Es werden in diesem Zusammenhang Namen genannt, die man auch in Hoffmanns Lebensaufzeichnungen wieder findet, wie z.B. Ferdinand Franz Wallraf, dem Hoffmann dort einige Seiten verehrend widmet. Der Kölner Historiker Joseph Klersch vermutet, dass „Wallraf, de Noel und ihr Freundeskreis“ die Idee zu der neuen Festgestaltung in Köln hatten. Es ist durchaus möglich, dass auch Hoffmann zu diesem Freundeskreis gehörte, zumal auch der Zeitpunkt der ''Wiederbelebungsversuche“ des Kölner Karnevals mit der Studienzeit Hoffmanns in Bonn und Köln übereinstimmt (1819 - 1821).

Viel intensiver war Hoffmanns Verhältnis zu Düsseldorf und dem dortigen ,,Allgemeinen Verein der Karnevalsfreunde“ zu Düsseldorf von 1829 (AVdK), der in der Zeit des Vormärz aus politischen Gründen mehrmals von der Obrigkeit verboten wurde. Heute ist der AVdK die älteste und größte Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft. Mit Beginn seiner „Wanderjahre“ 1842 war Hoffmann mehrmals im Rheinland, u.a. recht häufig in Düsseldorf. Die Dissertation von Christina Frohn bietet diesbezüglich viele interessante Hinweise. 1843 wurde Hoffmann mit Sympathiebekundungen in Düsseldorf gefeiert, zum Ärger der Polizei und ihrer Spitzel. Hierzu ein paar Beispiele aus Hoffmanns Autobiographie: Am 1.Oktober 1843 verlässt Hoffmann Mannheim und ist drei Tage später in Düsseldorf, wo er den Geheimen Regierungsrat von Sybel trifft, der sofort einige Gesinnungsgenossen benachrichtigt. Abends sitzt man im Domhardtschen Gasthofe zusammen, und allmählich wird ein Fest daraus. Immer mehr Gäste kommen, auch die Liedertafel beteiligt sich. Es wechseln Reden mit Trinksprüchen und Liedern5• Hoffmann aber zieht es weiter nach Wetter an der Ruhr zur Familie seiner Jugendfreundin Henriette von Sehwachenberg. Dort bleibt er ein paar Tage und ist am 15. Oktober wieder in Düsseldorf, wo er erfährt, daß die Namen der Teilnehmer des Festes im Domhardtschen Gasthof nach Berlin geschickt worden sind. Die Polizei stellte Nachforschungen an. Zwei Tage später ist Hoffmann für einige Tage in Köln und sitzt abends mit Freunden im Mainzer Hof, als ihm der Oberkellner zuflüstert „eben sei ein Polizeibeamter angekommen, um mich zu beobachten. Ich setze mich ihm gegenüber, und die übrigen Herren, denen ich diese Neuigkeit mitgeteilt, nehmen neben mir Platz. Die polizeiliche Teilnahme wirkt sehr belebend auf unsere Stimmung; ich erzähle so viele Schnurren, dass sich der Polizist selbst nicht des Lachens erwehren kann“.4 Im gleichen Jahr 1843 erscheint Hoffmanns Buch „Politische Gedichte aus der deutschen Vorzeit“. Auf der inneren Titelseite vermerkt er u.a. ,,Ehrenmitglied des Großen Stadt-Kölner Carneval-Vereines“!
Im Jahre 1839 vergab der Große Stadt-Kölner Karneval-Verein an eine Vielzahl von in- und ausländischen Persönlichkeiten aus den Bereichen der Wissenschaften und Künste, unter ihnen z.B. Dr. Felix Mendelssohn- Bartholdy, Charles Dickens, Ferdinand Freiligrath- ein langjähriger Freund Hoffmanns - oder Albert Lortzing in Wien, um nur einige zu nennen, Ehrenmitgliedsdiplome. Es ist also stark anzunehmen., dass Hoffmann ebenfalls zu diesem Kölner Kreis gehörte, da es für die nächsten Jahre keine weiteren Hinweise auf die Ernennung von Ehrenmitgliedern gibt!

Im Jahre 1847 erhält Hoffmann das Diplom zur Ehrenmitgliedschaft im AV dk zu Düsseldorf, zusammen mit 44 weiteren Oppositionellen, Literaten, Künstlern, Juristen und Professoren!

Im gleichen Jahr, 1847, verfasste Hoffmann zwei Karnevalslieder für den Düsseldorfer AVdK: 1. Narrengröße und 2. Narren- Justiz, die im gleichen Jahr im Düsseldorf er Karnevalsliederbuch „Sehellenklänge“ veröffentlicht wurden. Im Jahre 1859 erschien eine überarbeitete Fassung des Liederbuches, in der, entgegen der Ausgabe von 1847, auch die Autoren genannt wurden.

Auf der Suche nach diesen Liedtexten verwies uns H. Sauer an die Landes- und Universitätsbibliothek Düsseldorf, dort an Frau Hesse-Dornscheidt. Beide o.g. Ausgaben befinden sich im Besitz der Bibliothek. Sie sind unten abgedruckt. Zu unserer großen Freude ist es uns gelungen, über ein Antiquariat ein Exemplar der Sehellenklänge aus dem Jahre 1886 zu erwerben.

Dieses Liederbuch haben wir dem Archiv der Hoffmanngesellschaft gestiftet.

Da sich nach der Revolution 1848 die politischen Verhältnisse in Deutschland allmählich änderten, wurde der Inhalt des Liederbuches nach und nach überarbeitet (,,Gehörig verbesserte“, ,,bedeutend vermehrte“ und „anständig verminderte“ Auflage). Die stark politisch geprägten Lieder verschwanden. In der Ausgabe von 1886 findet man die Liedtexte Hoffmanns leider nicht mehr!

Durch einen Zufall wurde uns nach Abschluss der Recherchen bekannt, dass der Große Kölner Karnevalsverein, heute genannt „Die Große von 1823“, immer noch existiert. Auf einen Brief hat ihr Präsident Prof. Dr. Dr. Zöller leider nicht g antwortet! Das ist umso bedauerlicher, da Hoffmann gerade in dieser Kölner Karnevalsgesellschaft Ehrenmitglied war.

Mit der Vorstellung unserer Recherchen auf einem Vortragsabend im Kaminzimmer auf Schloss Fallersleben am Aschermittwoch 2015 betrachteten wir diese als abgeschlossen, wenn, ja wenn nicht die uns immer wieder unterstützende Brigitte Blankenburg noch schnell einen Brief, gerichtet an Heinrich Hoffmann von Fallersleben aus dem Archiv gezaubert hätte. Dieser Brief, datiert vom 29. Dezember 1846 aus Langenwinkel, des damaligen Präsidenten des Comites des Rheingauer Carneval-Vereins gerichtet an:“ Seine wohlgeb. Herrn Professor Dr. Hoffmann von Fallersleben d. Z. in Geisenheim“, gab uns den nötigen Schwung, unsere Recherchen auf den Rheingau auszudehnen.
Hans Bernhard Hildebrand hat den Brief transkribiert, so dass wir bei den anstehenden Recherchen auch etwas „anbieten“ konnten. In seiner Biographie „Mein Leben“ schreibt Hoffmann: Auch im neuen Jahre (1847) war mir der Aufenthalt in Geisenheim ein sehr angenehmer: ich konnte frei über meine Zeit verfügen und hatte Anlaß und Stoff genug, mich geistig zu beschäftigen. Meine heitere Stimmung wurde nur dann getrübt, wenn mich rheumatische Schmerzen zu sehr plagten, so daß ich unfrei wurde, weder arbeiten noch ausgehen konnte.

An den üblichen Wintervergnügungen, woran sich die jüngeren Mitglieder der Familie gerne betheiligten, fand ich keine Freude. Obschon ich Ehrenmitglied des Rheingauer Carnevals-Vereins war, so fand ich mich doch nur einmal dazu in Winkel ein.

Aber wo jetzt ansetzen? Den im Brief genannten Karnevalsverein gibt es nicht mehr!

Er war beheimatet in dem Ort Langenwinkel (historisch), ca. drei Kilometer östlich von Geisenheim gelegen. Hoffmann weilte zu der Zeit bei seinem Freund Karl Dresel, der in Geisenheim eine Weinhandlung betrieb. Langenwinkel wurde später in „Winkel“ umbenannt, 1972 im Zuge einer Gebietsreform in den Ort Oestrich-Winkel eingemeindet. Heute gibt es in Oestrich-Winkel die Karnevalsgesellschaft „Narrhalla Winkel von 1924“. Deren Präsident, Dietmar Schneider, wusste zwar weder etwas von einem Vorläufer-Verein noch irgendetwas von Hoffmann von Fallersleben, war aber sehr interessiert und verwies uns an den Kenner zum Thema „Historisches im Rheingau“, den Historiker, Heimatforscher, Buchautor und Rheingau-Kenner Walter Hell aus Oestrich-Winkel.

Von ihm erhielten wir zwei Tage nach unserer Anfrage viele Informationen bezüglich der Aufenthalte Hoffmanns bei der Familie Dresel in Geisenheim, über Karnevals-, Freiheits- und Revolutionslieder im Rheingau, über die Familie Dresel sowie über Langenwinkel in der Zeit des Vormärz. Zudem gab er einen Hinweis auf das im Brief angesprochene Liederbuch.

Dazu schrieb er: „Über seine Aufenthalte und Bekanntschaften im Rheingau lässt sich Hoffmann ausführlich in seiner Autobiographie aus. Die Familie Dresel, bei der er in Geisenheim logierte, bewohnte den Ostflügel des Osteinsehen Palais in Geisenheim und betrieb dort einen umfangreichen Weinhandel. Die Dresels waren eine liberal eingestellte Familie, die durch ihren Spross Johann Dietrich in der Deputiertenkammer des Herzogtums Nassau 1846-1848 eine herausragende Rolle spielte. Die Dresels organisierten auch die Auswanderung deutscher, besonders Nassauer Bürger, nach Texas.

Um die Dresels und Hoffmann gab es eil!len ganzen Kreis liberaler Persönlichkeiten im Rheingau, die ich in meinem Buch „Vom Mainzer Rad zum Hessischen Löwen“ behandelt habe: So war Hoffmann im Rheingau bekannt mit dem in Winkel lebenden greisen Präsidenten der Allgemeinen Administration der Mainzer Republik 1792/93, Andreas Hofmann6 sowie dem bedeutenden liberalen Politiker Adam von ltzstein.

Von ltzstein, Jurist und Kämpfer für die Deutsche Einheit, versammelte in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in seinem Weingut in Hallgarten, nördlich von Winkel liegend, zahlreiche Gleichgesinnte zum Meinungsaustausch. Viele seiner Mitstreiter wie Hoffmann von Fallersleben, Friedrich Hecker, Ferdinand Freiligrath und Heinrich von Gagern gehörten zu den Mitgliedern des Hallgartener Kreises. Heinrich von Gagern war Präsident der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche. Die Dichterin Ricarda Hueb bezeichnete einst die Versammlungen in Hallgarten als „die Keimzelle der Frankfurter Nationalversammlung des ersten deutschen Parlamentes“.

Der Präsident des Rheingauer Carnevalvereins mit Sitz in Winkel war der Weingutsbesitzer und Gastwirt („Rheingauer Hof“) Anton Herber. Herber galt als progressiv und hatte die neukatholische Konfession angenommen. Am 1. Juli 1849 gründete er in Winkel den „Rheingauer Volksboten“, mit der „Rheingauer Volksbötin“, eine durchaus politische Zeitung. 1850 saß er als Politiker im Winkeler Gemeinderat. Am 19. Februar 1852 annoncierte er im „Rheingauer Bürgerfreund“ für einen Fastnachtsball in seiner Gastwirtschaft.

Sein Bruder war Johann Georg Herber, der als liberaler Politiker 1819-1832 der nassauischen Deputiertenkammer angehörte, deren Präsident er war. Wegen seiner liberalen Einstellung wurde dieser politisch verfolgt. Er tat sich auch durch einige programmatische politische Schriften hervor. Wie man siebt, befand sich Hoffmann von Fallersleben im Rheingau in bester Gesellschaft.

Walter Hell nannte uns weitere mögliche Ansprechpartner im Rheingau: Ulrich Schumacher (Präsident des Binger Karneval-Vereins von 1833), Volker Mosler (Bürgermeister von Rüdesheim) sowie Rolf Göttert (e in historisch sehr bewanderter Rüdesheimer Bürger, zudem bis ins hohe Alter Archivar der Stadt Rüdesheim). Alle drei gaben bereitwillig Antwort:
Ulrich Schumacher, Präsident des Binger Karneval-Vereins schrieb, dass Hoffmann 1847 ein Gedicht „Toast auf die Fastnacht“ für den Karnevalsverein geschrieben hat. Mehr dazu könne allerdings die Binger Historikerin Hilke Wiegers sagen, die auch die Chronik für den Binger Karnevalsverein geschrieben hat. Frau Wiegers, eine sehr engagierte Binger Bürgerin (sie führt u.a. Stadtführungen in Bingen durch, bei denen sie auch Gedichte von Heinrich Hoffmann von Fallersleben vorträgt), vertröstete uns zunächst, da sie mit einer Orts-Chronik beschäftigt war und sehr wenig Zeit hatte. Umso überraschender kam noch am gleichen Tag eine E-Mail, mit der uns Frau Wiegers ihre Notizen zum Thema „Hoffmann von Fallersleben“ zusandte. Dort war u.a. zu lesen, dass das o.g. Gedicht „Toast auf die Fastnacht“ erstmals am 14. Februar 1847 im Intelligenzblatt Nr. 13 für den Kreis Bingen veröffentlicht wurde. Zudem wurde der Text zum 11x11=121-jährigen Jubiläum des Binger Karneval-Vereins im Jahre 1954 in der Jubiläumsfestschrift nochmals abgedruckt!

Frau Wiegers verwies uns an Dr. Matthias Scbmandt und Petra Tabarelli im Binger Museum am Strom, wo die meisten Ausgaben der Intelligenzblätt er aufbewahrt werden. Von dort erhielten wir eine Kopie aus der besagten Festschrift von 1954.

Bei der Ausarbeitung dieses Vortrages haben wir dann bemerkt, dass sich Hoffmann in Bingen lediglich seines „literarischen Fundus“ bedient bat. Das Gedicht wurde unter dem Titel „Breslauer Künstlerfasching 1837“ in dem Buch „Unpolitische Lieder“ bereits 1840 veröffentlicht. Hoffmann bat in Bingen lediglich den Titel geändert!

Volker Mosler, Bürgermeister von Rüdesheim, meldete sich ein paar Tage später zum Thema „Liederbuch des Rheingauer Carneval-Vereins“ an. Er bat um etwas Geduld, da der alte Archivar der Stadt Rüdesheim, H. Göttert, mit 82 Jahren endlich in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war und der neue Archivar seine Tätigkeit noch nicht aufgenommen hatte. Er wollte selbst nachschauen und uns dann das Liederbuch als Kopie zusenden. Es wtirde nur etwas dauern. Er hat dann letztlich doch seinen alten Archivar, H. Göttert, mit hinzuziehen müssen, um das Gewünschte zu finden. Leider war es nicht das Liederbuch von 1847, sondern ein Nachtrag zum Liederbuch mit 10 Liedern, der ein Jahr später, also 1848, veröffentlicht wurde. Dieser seltene Beleg kam vor ca. 50 Jahren aus einem privaten Nachlass in den Besitz der Museumsbibliothek Brömserburg, welche auch vom Rüdesheimer Stadtarchiv genutzt wurde. Ob im Nachtrag ein Lied von Hoffmann dabei ist, vermochte niemand zu sagen. Die Autoren wurden leider nicht genannt. H. Göttert schrieb dazu, dass der Brief mit dem Hinweis auf das Liederbuch mit den Versen von Hoffmann, trotzdem ein Beitrag zur frühen Rheingauer Carnevals-Poesie sei und, verbunden mit dem Nachtrag aus dem Jahre 1848, heute somit ein wertvoller Beleg zur Rheingau-Geschichte.

An dieser Stelle endeten unsere Recherchen im Rheingau.

Was uns im Nachhinein sehr gefreut hat, ist, dass es auch Reaktionen bezüglich unserer Recherchen gab. Nahm man bisher an, die Anfänge der Winkeler Fastnacht gingen auf die Gründung des Gesangvereins „Liederkranz“ im Jahre 1854 zurück, so hat man heute den Beweis, dass bereits 1845 mit Gründung des Rheingauer Carneval-Vereins Fastnacht in Winkel gefeiert wurde. Die Geschichte der Winkeler Fastnacht muss nun etwas umgeschrieben werden! Im Jahre 1851 wurde der Rheingauer Carnevals Verein übrigens, wie viele andere Vereine auch, aus politischen Gründen verboten.

Kurze Zeit später kam von Herrn Walter Hell die Nachricht, er versuche derzeit das verschollene Lied, das Hoffmann für das Winkeler Carnevals-Liederbuch 1846 geschrieben hat, zu ermitteln. Schaun wir 'mal, ob es diesbezüglich noch ein positives Ergebnis geben wird.

Axel Claes

Fastnacht in Winkel-1
Fastnacht in Winkel-2

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