Carneval Verein -Narrhalla- Winkel/Rheingau 1924 e.V.
29 | 03 | 2024
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Josef  Lay, einer der Gründerväter der Narrhalla schrieb dazu im Leitartikel des 1. Narrenspiegels im Jahre 1952:

Vor nahezu 100 Jahren mit der Gründung des Gesangvereins „Liederkranz“ im Jahre 1854 nahm der Karneval in Winkel/Rheingau schon feste Formen an. Besonders die karnevalistischen Veranstaltungen dieses Vereines waren stets Anziehungspunkt für Winkler Bürger, die dann in launischer Art erfuhren, was sich in Winkel besonders zugetragen hatte. Als aber das Maß einmal voll war, schlossen sich Ende der siebziger Jahre junge Burschen von Winkel zusammen und brachten der Bevölkerung am Fastnachtsonntag in wohlgesetzten Versen die Neuigkeiten von den „Liederkränzlern“, die die Jahre vorher alle Anderen verulkt hatten.. Das war der Anfang karnevalistischer Streiche. Später kam dann im Gasthaus Petri (der heutigen Bauernschänke), die „Bacheracher“ auf, die ihr Tagungslokal an den Fastnachtstagen durch die Aufstellung einer überlebensgroßen Puppe, die fast vier Meter hoch ausgeschert werden konnte, kenntlich machten. Außerdem hatten sie ein Schild angebracht, auf dem ein biederer Bürger Richtung Eingang zog mit dem Hinweis: „Daar geht aach bei die Bacheracher!“ Auch diese Stammtischvereinigung sorgte für gute Stimmung an den Fastnachtstagen. Führend war hierbei Herr Josef Berg, ein Onkel unser „Berge-Buwe“ Schambes und Peter.

In den neunziger Jahren wurde dann im Ortsteil „Bartholomä“ die „Narrhalla“ aufgezogen, die ihre ersten Tagungen im heute nicht mehr bestehenden Gasthaus „Eger“ abhielt. Ihr erster Präsident war Adam Lay, zu den Beisitzern gehörten Adalbert Adelmann, Ludwig Mayer, Heinrich Eger (Vater des heutigen Vorsitzenden) usw. Als Zeremonienmeister wirkt achtungsgebietend Philipp Zorn und als „Zugpolizei“ Robert Schneider.

Um die Jahrhundertwende veranstaltete diese „Narrhalla“ wohl gelungene Fastnachtsumzüge und zwar 1901 den Boxeraufstand darstellend, und 1902 die Buren und Engländer, mit jeweils über dreißig Zugnummern. Damals gab es noch keine Autos und Lastwagen, die zur Verfügung gestellt werden konnten, sondern alles wickelte sich mit Pferdezug ab, und es war erstaunlich, wie geschlossen sich ganz Winkel beteiligte. Die Ortsvereine nahmen sämtliche teil und überboten sich mit ihren Leistungen. Ein Prunkstück waren die „Vereinigten Mächte“, „Kanonenboot Iltis“ usw.  -  Der heute noch lebende, jetzt sechsundachtzigjährige Ludwig Mayer, verfasste alle Lieder und fand damit ungeteilten Beifall. Wenn man mit ihm heute in einer Straußwirtschaft oder der Zwickmühle zusammentrifft, kann man manches noch hören. Im Gasthaus Sauermann traten dann die „Knorweler“ auf, die ebenfalls an Fastnacht ihre Streiche ausführen.

Ihnen folgten dann im „Amer“ dem heutigen Gasthaus zum Hasensprung, die „Baageeser“, ein geselliger Zusammenschluss junger Leute, die sich ebenfalls am Karneval beteiligten und unter der Benennung „Fidelitas“ an Fastnacht ihre Aufzüge veranstalteten. So fuhren sie auf ihren, zu Rennwagen umgestalteten Fahrrädern, 1908 das „Gordon –Bennet-Rennen und 1909 einen Zeppelin-Zug“. Neben diesen Sondergruppen traten die Ortsvereine mit ihren Masken-Bällen (Preismaskenbällen) auf, die stets volle Häuser mit froh gestimmten Besuchern hatten. Bis zum ersten Weltkrieg hatten die Fastnachtstage immer einen guten Zuspruch und bei dem traditionellen „Schnorren“ am Fastnachtsmontag, an dem sich  Jung und Alt beteiligte, konnte man von so mancher „Alten Frau“ seine Schandtaten aufgedeckt bekommen.

1923 und 1924 trafen sich dann in der „Gut Stubb“ dem grünen Eckzimmer beim „Onkel Karl“ (Weinhändler Karl Derstroff) unter Führung von’s „Berge-Buwe“, den beiden urnärrischen Cousins Schambes und Peter Berg, junge Leute zusammen, die sich im Sommer schon auf einer Rheinbank zusammengefunden  und nach ihr dann den Zusammenschluss den „Rheinbankbund“ nannten. Als treuer Mitläufer kam Jahr für Jahr aus Geisenheim der „Knopphut“ als Stimmungsmacher mit seiner „Senta“ zum Rheinbankbund. Er war auch ein kräftiger Mitarbeiter bei der Ausgestaltung des Narrenschiffes, mit dem der Elferrat 1926 durch den Rheingau fuhr. 1925 trat dann der „Rheinbankbund“ nachdem er sich eine Fahne zugelegt hatte, erstmals im „Hotel Rheingauer Hof- Vatter Fritz un de Baas“ (das waren Fritz Altenkirch und Lena) auf, unter der Leitung von Chambes Berg als dem Präsidenten und Peter Berg als Kanzler, denen sich in den nächsten Jahren als Mitglieder des Elferrates die Herren Hermann Becker, Heinrich Meder, Philipp Berg (der spätere Liederdichter), Hans Stumpf, Philipp Mayer, Heinz Kloos neben den beiden bravsten Mitgliedern Wilhelm Basting (Prinz Karneval im Jubeljahre) und Edo Graf anschlossen. Das elfte Mitglied Hans Nonella fand leider im 2.Weltkrieg den Tod. Nach langer unfreiwilliger Ruhepause wurde dann durch den Heimatverein Winkel im Juli 1949 in einer schwungvollen Sitzung der Elferrat der „Narrhalla Winkel“ wie sich der ehemalige „Rheinbankbund“ nannte, neu aufgestellt und für die ausgeschiedenen Mitglieder Wilhelm Basting, der nach Bremen verzog und Edo Graf, der anfänglich nach Miltenberg übersiedelte, aber dann seinem Busenfreund Wilhelm auch nach Bremen folgte, Ersatz in den Herren Heinz Roscher, Joachim Gehrig und Wigbert Freimuth (für Hans Nonella) berufen- - - - - - - - - - -

soweit der Bericht eines der Gründerväter der Narrhalla oder besser des „Rheinbankbundes“ Josef Lay im Narrenspiegel 1952.

Wer sich der zeitintensiven Arbeit eine CVW Geschichte, über den zweiten Frühling bis in die achtziger Jahre zu schreiben erdreistet, stellt sich zu allererst die Frage: Wem nutzt das Ganze und wird überhaupt mal Einer in die Unterlagen des Vereines schauen, oder orientiert man sich lieber an Geschichten und Histörchen, die über die unmittelbare Nachkriegszeit und den Wiederbeginn des Winkler Vereinslebens im Umlauf sind und leider öfter als es gut sein kann, recht wenig mit den damaligen Begebenheiten zu tun hatten. -  Wer sich jemals an eine Vereinshistoriegraphie wagt, kann entweder nicht recht bei Trost sein oder gehört zu der „seltenen“ Spezies Vereinsmeier. Mancher mag finden, dass Beides auf mich zutreffen könnte. Oft, jedenfalls öfters als einem lieb sein kann, gleichen solche Chroniken  eineiigen Zwillingen. Das hat einen simplen Grund: Die Meriten der Institution Verein (welcher Couleur er ja auch immer sein mag) sind in große Worte zu fassen! Es zwingt das arme Schreiberlein vor allem die hohen Verdienste des Vereinsadels in das strahlendste Licht zu stellen. Das lässt sich zurückverfolgen bis zum „Anton den Heuschnupfigen“, der Anno Tobak die erste Antiliga gründete. Leider ist bei allem Licht auch jener Schatten, in dem die Vielen derer, die oft die meiste Arbeit für den Verein geleistet haben, stehen, und deren Verdienste unter den Tisch fallen.

Sucht man sich heute eine Vorstellung von der Fastnacht nach dem Kriege zu machen, kommen Dinge in Betracht die Jeden der die Zeit nicht erlebt hat, irrsinnig vorkommen und völlig unverständlich erscheinen müssen. Für junge Menschen, die in die Zeit der Fülle hineingeboren wurden, wird es kaum möglich sein, die damaligen Situationen richtig einzuschätzen. Wer kann sich heute wohl in diese Jahre nach dem Krieg hineinversetzen, in dem dürftige Straßenbeleuchtung schon zum Genuss zählte! Wie schön es empfunden wurde, am Abend die Fenster nicht verdunkeln zu müssen – ohne Strafe – und keine anfliegende Bomber drohten mit Tod und Vernichtung. Selbst Jahre nach dem Kriegsende steckte das alles noch in den Knochen. – Die Stimmung war nicht unbedingt vom Alkohol abhängig. Wer sich in diesen Zeiten einen richtig hinter die Binde gießen wollte, musste sich seinen Stoff schon mitbringen, dafür durfte dann das beliebte „Stoppegeld“ bezahlen. Die kargen Berichte der wenigen von der Militärregierung zugelassenen Zeitungen die es damals gab, spiegeln kaum die abenteuerlichen Verhältnisse in den ersten Jahren nach 1945 wieder.

Josef Lay schreibt richtig im Narrenspiegel, dass man sich im Juli 1949 auf Initiative des Heimatvereins im Hotel „Merscheid“ traf und einen Elferrat zusammenstellte. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass der damalige Bürgermeister Wiss hierzu den Anstoß gab. Er war es der in den Monaten vorher immer wieder versuchte die „Ehemaligen“ zusammenzubringen. Er suchte „Neue“ wie Joachim Gehrig und mich für den Elferrat zu gewinnen. Sicher lag dem alten Mainzer Wiss die Fastnacht in Winkel richtig neu zu beleben, sehr am Herzen. Doch da gab es auch noch Wunden aus der zurückliegenden Zeit, die noch nicht vernarbt waren.

Dazu kamen die alltäglichen Sorgen um das karge Leben, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit beherrschten trotz Währungsreform den Alltag. Eigentlich war da wenig Platz für Frohsinn und Narretei. Der vor wenigen Jahren beendete Krieg saß noch mit seinem Elend und Schrecken in allen Winkeln und Ecken, besonders in den Köpfen der meisten Menschen. Viele warteten noch auf die Heimkehr von Vater oder Bruder aus der Gefangenschaft, dazu die vielen Frauen, die auf die Rückkehr ihrer vermissten Männer hofften, oder wenigstens ein Lebenszeichen ersehnten. Dazu die riesigen Flüchtlingsströme aus den ehemaligen  Ostgebieten, aus Pommern-Ostpreußen, aus Schlesien und der Tschechei, Ungarn und Rumänien und von wo weiß ich, noch immer kamen. Dies stellte die Gemeinden vor schwierigste Aufgaben der Unterbringung und Versorgung. Der mögliche Wohnraum war größtenteils bereits von den ausgebombten Familien aus umliegenden Städten und dem Ruhrgebiet belegt. Dass dabei die entstehende Enge durch Überbelegung in den Ortschaften bei den Einwohnern nicht immer auf das nötige Verständnis stieß, darf als sicher angenommen werden. Dazu war die Entnazifizierung noch nicht abgeschlossen und entsprechende Ressentiments nicht aller Orts überwunden. Kurz gesagt: Friede –Freude – Eierkuchen- Stimmung war nicht angesagt, als Willi Wiss den zweiten Versuch mit der „organisierten Fastnacht“  in Winkel startete.

Der erste Versuch, mit einem zeitgemäß geschmückten Obstwagen und mit dem Transparent „Die elf klorschten  Kerle vun Winkel“ versehen, am Fastnachtsonntag 1949 die Straßenfastnacht in Winkel zu beleben, musste als ein ausgemachter Flop angesehen werden. Zum einen nahmen die meisten Winkler keine Notiz von diesem „Festwagen“, und ob die auf dem Vehikel Versammelten nun gerade das „Gelbe vom Ei“ waren, darf mit Recht bezweifelt werden. (Ich gehörte übrigens auch dazu!)  So startete nun der zweite Versuch über die Ortsvereine, der „Narrhalla“ neuen Odem einzuhauchen. Wenn man Zettel, Randnotizen, Hinweise, Belege sichtet, von Personen, Dingen, Begebenheiten, die heute kein Deibel mehr kennt, ja, bestenfalls mal was davon gehört hat. Da fragt man  sich schon ab und zu einmal: Wozu das alles? Irgendein kluger Kopf soll einmal gesagt  haben, „dass Erinnerung der einzige sichere Besitz ist!“  Hoffentlich hat er Recht. Als einer der Restdinos, die seit Wiedergründung des CVW dabei waren, möchte ich belegbare Fakten zu Papier bringen, Dinge, Situationen, die erlebt wurden, eben „Vereinskräm“ aufschreiben, die zum Vergessen zu schade wären. Vereinsgeschichte erlebt und erlitt, nicht nur das chronologische  Festhalten oder gar verherrlichen von närrischer Gloriosa sondern einfach Sachzusammenhänge aufzeigen und durchaus auch Kritisches anmerken.

Der späte Neubeginn des CVW ist sicher auch in der starken fastnachtlichen Tätigkeit aller an deren Ortsvereine zu suchen. Es war durchaus nicht so, dass in Winkel „Tote Hose“ angesagt war. So brachte die Sängervereinigung ihre „Carnevalistische Gesangsstunde“, die Kolpingfamilie wartete mit guten Sitzungen auf, die Arbeiterwohlfahrt und vor allem der Turnverein hatten bald nach Kriegsende im guten alten Saalbau  „Zur Rose“ und im kleinen Saal der Bauernschenke überfüllte Veranstaltungen. Jeder noch so kleine Club oder Verein hatte seine närrischen Treffen in den einzelnen Lokalitäten, die nicht von der amerikanischen Besatzung beschlagnahmt waren. Der Hang zur Maskerade, zum Kostümieren war nach dem Krieg besonders stark. Durch den großen Mangel an Allem entwickelte sich ein Ideenreichtum und eine Kreativität, die in den späteren „Satten Jahren“ leider vielfach verloren ging. Stark vertreten waren die „Großmutter und Schnorrergruppen“ über die ganze Fastnachtszeit. Dies waren wirkliche „Originale“, die durch die Lokale zogen und Sprüche klopften. Die Fastnacht lebte bereits in dieser Zeit auch in Winkel, viel mehr noch als in so manchem Ort des Rheingaues.

Sicher ist es mit der Angst der beiden Hauptmatadoren der Berge-Buwe vor einem eventuellen Misserfolg auch mit zu erklären, dass der Wiedereintritt des ehemaligen „Rheinbankbund“ in das Rampenlicht des fastnachtlichen Winkels so spät erfolgte.
Wie schon erwähnt war es der Bürgermeister Wiss der hierbei sehr aktiv wurde. Sicher hat auch Philipp Berg das seine dazu beigetragen, dass der Heimatverein, die Vereinsvorsitzenden und etwaigen Interessierten am 23. Juli 1949 zu einer Besprechung ins Hotel Merscheid einlud. (Siehe: Anschreiben des Bürgermeisters an Herrn Lay, dem damaligen Vorsitzenden des Heimatvereins am 21.07.1949) Im Vorfeld hatte es dazu eine Reihe von Gesprächen gegeben und die Wiederaufnahme karnevalistischer Aktivitäten wurde ohne großes Primborium durch die Wahl der alten, und einigen neuen Elferräte über die Bühne gebracht. Auftakt der neuen Ära sollte eine närrische Sitzung im Hotel Merscheid sein. Fein aber auch recht klein war der Saal beim „Hackes“ damals, bescheiden waren die Abmessungen (einige wesentliche Umbauten zur Erweiterung wurden erst später vorgenommen), entsprechend enge Verhältnisse waren somit vorprogrammiert. Da es ja besonders närrisch zugehen sollte, war es zwingend, den Elferrat erhöht zu platzieren. Dazu wurde ein Podium benötigt, eben jene Bretter die die Welt bedeuten!

Dank der Währungsreform gab es wieder fast alles zu kaufen mit einem kleinen aber bedeutsamen Hacken an der Geschichte, es fehlte das nötige Kleingeld. Folglich war Improvisation angesagt. Ein freundlicher Tünchermeister lieh dem wiedererstanden Verein, der eigentlich außer dem ernannten Elferrat noch gar nicht existierte, einige Maurerdielen. Die Firma Ohlig steuerte einige leere Weinkisten für den Unterbau hinzu. Alles in allem war es eine recht wackelige Angelegenheit. Das Ganze wurde mit reichlich Krepppapier garniert, dessen krönender Abschluss bildeten einige vergilbte Girlanden aus der Vorkriegszeit. Wir närrischem Elfer waren gehalten, uns nicht allzu heftig der Schunkelitis hinzugeben da sonst die Gefahr bestand, dass Tisch und Elferrat ins Publikum geflogen wären. Den einsamen Höhepunkt fastnachtlicher Dekoration bildete das „Emblem“ der ehemaligen Rheinbankbündler, dieses Werk zierte die Mitte des Elferatstisches. Jenes ominöse Etwas hat uns damaligen Jung- oder Neunarren oft bis in den Schlaf verfolgt, denn unser lieber Kanzler Peter konnte unsere Nerven reichlich genug strapazieren. Zum Glück fand sich das gute Stück in irgendeinem Schuppen und der Seelenfrieden war gerettet. Die fehlende Bütt besorgte Hermann Becker sen. von der Kolpingfamilie und so konnte nun die „ Fasenacht eroi gelosse wer’n“!

Heute, wo ich die Erinnerung zu Papier bringe, in einer Zeit, die uns den Carneval von Rio via Bildschirm in die letzten Winkel katapultiert, die Profitfastnachter dutzendweise ins Wohnzimmer purzeln und die prunkvollsten Dekorationen Laser überstrahlt gerade noch für allerletzte Heuler gut sind, da wandern die Gedanken schon mal zurück in eine Zeit als die 48 Stunden Woche noch zu den Illusionen zählten, die Kartoffel im Keller und Kohlen für den Winter immer noch höchste Priorität für die Meisten besaß. Damals war Zeit noch jenes ganz besondere  Gut das man dem Verein schenkte. Denn Groß war die Zahl der Helfer noch nicht, die zur Mithilfe, zum arbeiten nach Feierabend bereit waren und der Dank ja immer nur aus paar warmen Worten und einen Händedruck bestand. Dafür gab es deren mehr Leute, die so manchen unnützen Rat bereitwilligste gaben, in der tätigen Mitarbeit dafür aber weniger freigebig waren! Unsere Altvorderen zeigten sich dazu noch besonders fortschrittlich, vorausgesetzt wir hielten uns an die Regeln und es blieb alles beim Alten.

So starteten wir mit geliehenen Kappen, mancher auch mit geliehenem schwarzem Anzug in die neue Zeit der wiedererwachten „Narrhalla“. Es wurde ein gelungener Abend,  Peter Berg mit seinen mundartlichen Kapriolen, Heinz Kloos, in seiner sprühenden Spontanität, und alles überragend die politischen Glossen Joachim Gehrigs, der als Neuling auf der Winkler Bühne mit seinen geschliffenen Versen und in exzellenter Rhetorik alles in den Schatten stellte. Dazu wurde dank des Allzweckreimers Philipp sehr lang und reichlich gesungen. Die vierstrophigen Ergüsse unseres Dorfpoeten wurden von der Versammlung Schicksalsergeben geträllert. Rund um frohe Gesichter zeigten:  „Ein guter Start des CVW“ in die Winkeler Fastnacht war den Akteuren gelungen! Waren wir doch noch ein Carnevalverein ohne Gebrauchsanweisung!

Selbst die Vorträge der weniger geübten Neulinge wurden von dem Publikum wohlwollend aufgenommen. 74 der Anwesenden erklärten am Abend noch ihren Beitritt zum  CVW. Dazu kamen noch die Elferratsmitglieder und einige Helfer, alles in allem konnte der Start mit ca. 100 Mitgliedern beginnen. Eine Hauptversammlung hatte noch nicht stattgefunden, folglich wurden die Vorstandsposten kommissarisch besetzt. In der Aufbruchs-Euphorie wurden die notwendigen „Vereinskräm“ nun mal nicht so wichtig genommen. Den Vorsitz übernahm Gottlieb Heinrich Eger, Schriftführer wurde Philipp Berg, der ja in manchen Winkler Ortsverein dieses Amt versah. Hans Stumpf zeichnete für die Kasse verantwortlich, da er als Volksbank-Angestelter ja sicher mit Geld umgehen konnte.

Der Elferrat setzte sich nach der „Feuertaufe“ am 11. im 11. 1949 wie folgt zusammen:

Präsident Berg Chambes
Vizepräsident Kloos Heinz
Kanzler Berg Peter
Vizekanzler Becker Hermann
Protokoller Berg Philipp
  Stumpf Hans
  Freimuth Wigbert
  Meder Heinrich
  Mayer Philipp
  Roscher Heinz
  Gehrig Joachim
Zeremonien-
meister
Gorgus Gustav
  Schwarz Günther

Acht dieser Elferratsmitglieder waren ehemalige „Rheinbankbündler“. Zu diesem „Stammpersonal“ waren aus den jeweiligen Vereinsvorständen Wigbert Freimuth von der Katholischen Jugend, Heinz Roscher vom Heimatverein und Joachim Gehrig auf Empfehlung hinzugekommen. Freunde aus der Laienspiel-Gruppe des Heimatvereins, Gustav Gorgus, Ernst Grimm und Günther Schwarz waren mit Roscher zum erneuerten Verein gestoßen und sie bildeten den harten Kern der künftigen Bühnenbau Truppe. Dazu Hermann Becker sen., der in der Anfangszeit auch wiederholt wertvolle Hilfe bei Aufbau und Materialbeschaffung einbrachte. Ohne die Leistung aller anderen Feierabend-Mitarbeiter, auch derer die hier nicht genannt sind, schmälern zu wollen, ist die Arbeit von Gustav Gorgus als einmalig zu sehen. Er hat oft unter widrigsten Umständen den Bühnenbau organisiert, dekoriert, ideenreiche wunderschöne Bühnenbilder gestaltet, immer unter der Prämisse, dass alles möglichst nichts kosten darf, dafür aber viel Zeit und Mühe für ihn und seine Mitstreiter brachte! Ganz kurz gesagt: Der Carnevalverein hat Gustav Gorgus sehr viel zu verdanken!

Es bleibt nun mal eine bemerkenswerte Tatsache, dass der Erfolg eines Büttenredners schnell bekannt wird. Weit weniger, oder oftmals gar nicht erfährt man von den „Heinzelmännchen“ die emsig werkelnd, Bretter zusammen zimmern, damit diese dann den Akteuren, jenen „Großen Künstlern die Bretter der Welt“ bedeuten können! Dabei darf ruhig angemerkt werden, dass von den vielen großen Bütten-Assen sicher nicht alle den Ehrgeiz hatten, die tiefen Teller zu erfinden. Die Fastnacht ist ein Großmarkt der Eitelkeiten auf dem findet sich Viel. Herzhaftes und zartes, deftiges und scharfes, frisch und schmackhaft wenn es aus dem eignen Garten kommt. Man erlebt aber auch Fundsachen von den Flohmärkten der närrischen Poeten die vom Zahn der Zeit benagt, oft so schmuddelig sind, dass man sie nur mit der Zange anzufassen wagt. Ein großer alter Mainzer Narr, ich glaube es war Seppel Glückert, hat einmal treffend bemerkt: “ Wir sind nicht prüde, doch bei Zeit für absolute Sauberkeit“. Da muss man nichts hinzufügen!

Nach dem gelungenen Start im November beim „Hackes“ kam es zu einem regelrechten Frühlingserwachen unter den Narren. Ein lebhaftes Treiben setzte ein. Was gab es für Besprechungen, da wurden eine Menge Ideen geboren und wieder verworfen, da diese gar nicht zu finanzieren waren. Zum Schluss ergab sich: Es wird ein großes Jubiläum mit entsprechenden Festumzug geben, dazu muss natürlich ein repräsentables Prinzenpaar her, das selbstverständlich ein außergewöhnliches Paar sein muss. Als Prinz konnte man das ehemalige Elferatsmitglied und Bremer Ratskellermeister Wilhelm Basting gewinnen.

Dazu hatte sich die Gräfin Eleonore Matuschka-Greifenklau  bereit erklärt, als Winkler Fastnachtsprinzessin zu fungieren. Einige Winkler zeigten sich recht skeptisch, war ja die gräfliche Familie den meisten nur als „Herrschaft“ bekannt und zweifelte ob in den blauen Adern auch genügend „Närrisches Blut“ zirkulieren werde. Doch es zeigt sich, dass wir ein großartiges Prinzenpaar gekürt hatten. Prinz Wilhelm lief zur Hochform auf, witzig, spritzig und die Prinzessin Eleonore übertraf ihn oft in schlagfertigen urigen Einfällen. Das Paar wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Zwei Sitzungen gehen ausverkauft und bravourös über die Bühne und am Fastnachtsonntag gibt es einen Staatsempfang im Rathaus. (In einem Anschreiben des Bürgermeisters an Herrn Hubernagel geht hervor, dass im Januar 1950 selbst Dekorationsmaterial noch geschrottelt werden musste, weil der Mangel noch lange nicht beseitigt war. Selbst zur Besorgung so belanglosen Flitterkrams bedurfte es eines Mittlers.)  Beziehung war die beste Währung und das A und O über lange Zeit und eine entsprechende Gegengabe durfte natürlich auch dabei sein!

Nach der Schlüsselübergabe im Rathaus schließt sich ein feuchtfröhlicher Empfang im Hause der Prinzessin auf Schloss Vollrads an. Den Höhepunkt bildet der große Festzug, an dem sich alle Winkler Vereine mit Wagen und Fußgruppen beteiligen. Am Abend finden sich schließlich alle zum Ball in der „Rose“ ein.

Bei der Betrachtung all dieser Ereignisse muss noch einmal ein Mann erwähnt werden, ohne dessen Hilfe und vor allem ohne sein Organisationstalent das alles in dieser großartigen Form gar nicht  hätte durchgeführt werden können. Bürgermeister Willi Wiss, da wurden alle Geschäftsleute, Pferde- Fuhrwerks- Autobesitzer angeschrieben. Eine Motorrad-Eskorte gebildet. Immer wieder die einzelnen Ausschüsse zusammengerufen und selbst seinen Gemeinderat hat er mit eingespannt. Wer sich die Mühe macht und die einzelnen Kopien durchliest wird mir Recht geben. Vom Carnevalverein, der ja erst einige Wochen, seit dem 11. 11. auf dem Papier stand, wäre wenig auf die Beine zu stellen gewesen. Drum hat der Name Wiss einen  Platz auf der Ehrentafel des Vereines verdient, denn er hat zur richtigen Zeit den Verein durch seine Hilfe den notwendigen Anschub gegeben und zum Laufen gebracht.

Da ist sie wieder die Erinnerung an die gute alte Zeit. Gut war sie nicht gerade, aber trotzdem schön. Da laufen sie wieder vorbei, die lieben Alten bei’s Brehme Schorch in de „Ros“ zu dem Bühnenaufbau und der Saaldekoration. Da kam der Josef Lay warme Worte und Zigaretten spendend, der Peter mit der Schiffsworscht unter’m Arm und harsche Kritik auf den Lippen, weil ihm die „Fratzegesichter“ zu hoch und die Girlanden zu nieder hingen. Nach einem üblichen Neun- oder Zehnstunden Arbeitstag den jeder der Saalschmücker hinter sich hatte, (40-Stunden Woche lag noch in weiter Ferne, davon konnten wir damals bestenfalls träumen) da kamen die kritischen Anmerkung unseres Peter gerade recht um die Motivation noch zu steigern!  Gustav Gorgus fror fast der Pinsel fest, bevor er zum malen ansetzte. So manche wenig fastnachtlichen Flüche mag der eiskalte Saal da schon gehört haben. Doch wenn Peter die Schiffsworscht anschnitt, zum Brotsparen ermahnte, weil Brot ja so teuer sei, dann war alles wieder im Lot. Der Saal der Rose besaß eine lange Gartenfront mit hohen Fenstern. Sämtliche Scheiben waren durch Artilleriebeschuss der Amerikaner 1945 zu Bruch gegangen und seit diesen Tagen war hier die Welt mit Brettern vernagelt. Entsprechend hatte diese Seite einen wirklich erfrischenden Charme. Dafür gab es auf der Gegenseite einen riesigen Ofen. Man hatte immer die Wahl sich den Hintern zu erfrieren oder zu verbrennen. Man musste also schon eine anständige Portion Humor mitbringen wenn man Humor serviert bekommen wollte. Da muss ja wohl etwas dahinter stecken! Hinter dem Humor! Denn wenn nichts dahinter steckt könnte man dahinter kommen, das kann man eben, oder nicht! Wenn sich alles definieren ließe, könnte man eventuell den „Humor“ verlieren! Kehren wir lieber wieder zu den Aktivitäten der Zeit und  ihren Akteuren zurück. Ein besonders Aktiver der Anfangstruppe soll nicht unerwähnt bleiben der Schriftführer und Hauspoet  Philipp Berg, er war sehr rührig und überaus fleißig, immer um gute Presse bemüht, hat viele seitenlange Lieder verfasst. Leider brachte ihm sein überbetonter Eigensinn auch manche Probleme. Doch ist Philipp Berg neben Willi Wiss die Neu- oder besser Widergründung des CVW zu danken. Für Philipp Berg war die Vergangenheitsbewältigung wie bei manchem anderen das Thema welches uns Jüngere, die aus den Gefangenenlagern zurückkamen weniger tangierte. Dazu kam bei ihm die Liebe zu langen poetischen Höhenflügen im Edelton versunkener Romantik, die öfters weder  vom Publikum noch von den Mitstreitern als das Gelbe vom Ei angesehen wurden. Dennoch war der Philipp trotz seiner Schrullen ein liebenswerter Fastnachter und hat sich besonders um die Widergründung des Vereins und mancher Arbeit im Anfangsstadium verdient gemacht.

Auf einer der provisorischen Elferratssitzungen im „Grünen Salon“ im Hause Derstroff wurde auch beschlossen, dass die elf Minister je eine Sekretärin erhalten sollte, so entstand das große „Närrische Sekretariat“, dem die folgenden Damen angehörten :

Magda
Huhn
Trude
Bareuther
Rita
Gorgus
Erika
Idstein
Elsbeth
Dorn
Hannelore
Berg
Edit
Thüringer
Lore
Schädel
Akma
Levy
Gretel
Voit
Linde
Fabian
 

Diese erste Fastnacht im größeren Rahmen nach dem Kriege, an dem sich alle Vereine und die Neubürger (wie die Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebenen damals so verniedlichend genannt wurden) in den verschiedensten Gruppen beteiligten. Zudem war uns Petrus besonders gut gesinnt und nach Presseberichten waren über Zehntausend Besucher in Winkel um an den fastnachtlichen Treiben teilzunehmen. Im Wesentlichen war festzustellen, dass diese Fastnacht einen enormen Motivationsschub für den jungen Verein brachte. Die Mitgliederzahl stieg an, neue Kräfte kamen zum Verein und es herrschte eitle Freude-Sonnenschein weil der Neuanfang so großartig gelungen war.

Der Verein bekam einen ordentlichen Vorstand:

Vorsitzender Eger Heinrich Gottlieb
Stellvertreter Graf Anton
Schriftfüher Berg Philipp
Stellvertreter Kunz Therese
Kassierer Welz Jakob
Stellvertreter Ottes Wilhelm
Beisitzer Lay Josef
  Berg Schmabes
  Berg Peter
  Karbach Adolf
  Meder Heinrich

 

Im Elferrat tritt Karl-Heinz Derstroff an die Stelle von Philipp Mayer, der nicht mehr mitmachen wollte, er war verschnupft. („Verschnupft sein“, eine Krankheit, die bei Carnevalisten öfters in Erscheinung treten kann!)
Am 26. August wurde von der Gräflichen Familie zu einem Erinnerungstanzfest  nach Schloß Vollrads eingeladen. Zum Tanze spielten die „Rathausmusiker“ (Karl Betz –Hans  Eckes – Manfred Reimann) auf. Nachdem sich die anfängliche Befangenheit vor allem der honorigen, Alt-Carnevalisten gelegt hatte, wurde es ein recht vergnüglicher Abend für alle Beteiligten, woran natürlich der exzellente Vollradser Wein einen großen Anteil hatte.

 

Am 11.11.1950 fand dann die närrische Generalversammlung im Hotel Merscheid statt. Es kam zur verstärkten Nachfrage nach Karten, diese wurden nur an Mitglieder für 2 Mark ausgegeben. Eine Mark wurde an der Abendkasse dann wieder erstattet.

Noch im Jahr 1950 wurde vom Carnevalverein ein Liederwettbewerb ausgeschrieben. Gesucht wurde ein Lied aus Winkel, für Winkel, über Winkel. Es gab eine ganze Reihe von Einsendungen. Einstimmig votierten die Juroren für das „Winkler Lied“ von Joachim Gehrig. Die Auswahl wurde von unabhängigen, unparteiischen Wertern vorgenommen. Die Autoren wurden erst nach der Entscheidung der Jury den Juroren bekannt gegeben.

Das  Winkler  Lied

Die Perle in dem Rheingau ist unser Winkel hier,
ein Sonnenplatz im Weingau, ein Herrgottswinkel schier.
Der Fremde der getrunken hier manchen Becher Wein,
träumt gerne noch versunken, von Winkel und vom Rhein.

Refrain:
In allen Gassen froh erklingt in heimatlicher Sprach‘
Das Winkler Lied und alles singt: „Mer freie uns – mer aach!

Schloß Vollrads grüßt vom Gipfel herab zum Rheines Strand,
vom Oabau bis zum Hüpfel, uraltes Rheingau-Land.
Der Ensing und das Steinchen, der Lett, der Hasensprung,
die spenden uns ein Weinchen, das hält uns ewig jung.

Refrain:

Es gibt so viele Lieder, vom Rhein und auch vom Wein,
und immer kehrt drinn wieder: Ein rheinisch Mägdelein.
Dies sind drei Herrlichkeiten, die jeden stimmen froh.
Und wer sie möchte meiden, wer besser nit mehr do‘.
Refrain:

Text und Melodie: Joachim Gehrig

Das Lied wurde auf der 1. Sitzung am 28. Jan. 1951 dem Publikum  vorgestellt und begeistert aufgenommen. Gleichzeitig stellte sich die neue Gesangsgruppe „ Die blaue Fünf“, die aus den Ehepaaren Joachim und Lieselotte Gehrig, Heinz und Annemarie Roscher und dem Solisten Gustav Gorgus bestanden. Die Fünf trugen blaue Matrosenkleidung, deshalb: “Die blaue Fünf“.

Die Gründung einer Gesangsgruppe hatte sich zwangsweise ergeben, weil sich das „Quartettche“ bald auflöste, und zur Sitzung gehört nun mal Gesang, wie auch immer – nun wir Fünf „Künstler“ durften aber nicht so einfach auf die Bühne. O Nein! Der hochwohllöbliche Vorstand musste natürlich prüfen, ob unsere Gesangskünste den sittenstrengen Ohren der Vereinsvorderen genehm waren! Wir mussten also antanzen und vorsingen, dann wurde gnädig die Erlaubnis zum Auftreten erteilt. Nach den ersten großen Erfolgen der Gruppe war vom Vorsingen dann nicht mehr die Rede. Heute kann ich mich bei mancher Darbietung, die ich zusehen und hören bekam des Eindrucks nicht erwehren, dass vorher eine Prüfung sicher nützlich gewesen wäre. Bei so manchen Pseudonarren hat sich das nötige Fingerspitzengefühl in die Ellenbogen zurückgezogen. –Gute Witze kleben nicht – wir haben die Parodien nie mit schweißigen Händen serviert und bei uns brauchte man sich nicht schämen mit anderen gelacht zu haben!

Alle Texte und die Zusammenstellung kamen von dem Leiter der Gruppe Joachim Gehrig. Er war nun bereits eine feste Größe der Winkler Fastnacht. Durch den Neuzugang im Vorstand durch Jakob Welz bekam der Verein eine noch bessere Ausstattung, denn Jakob Welz  hat  über viele Jahre an den Fundamenten der „Narrhalla“ kräftig mitgebaut, er darf mit Fug und Recht zu den Großen Alten zählen, die der Verein nie vergessen sollte!

Mit Jakob Welz kommt die Verwaltung in die Winkler Narretei. Die Finanzen werden geordnet, gleichzeitig erledigt er manche schriftliche Arbeiten mit, wenn beispielsweise der amtierende Schriftführer Philipp verschnupft reagiert, weil seine Hymne von der Jury nicht den 1. Preis erhielt. In die Arbeiten des Schriftführers teilen sich in der nächsten Zeit auch andere Vorstandsmitglieder wie Gehrig und Lewenz, damit sich Jakob Welz mehr seiner korrekten Kassenführung widmen kann.

Über das Jahr 1951 schreibt Josef Lay im Narrenspiegel 1952 folgendes: „Als neuer Erfolg kamen dann im Jahre 1951 die hinzu. Unter stürmischen Beifall sangen sie in schmucker Matrosenuniform auftretend mit sehr großem Erfolg. Ihnen gehören an Annemarie Roscher, Liselotte Gehrig, Joachim Gehrig, (jetzt 1.Schriftführer), Heinz Roscher und Gustav Gorgus, der blendende Zeichner und Bühnenbildner seit der Wiederbelebung der „Narrhalla“.  Auch das Jahr 1951 reit sich würdig an die Vorjahre und bewies, dass mit jungen Kräften und dem alten Geist erstaunliches zu leisten ist.

Am 11.11.1951 stieg dann als Mitgliederversammlung eine frohgelaunte Sitzung, in der sich wieder die bewährten Büttenredner übertrafen. Dieser Sitzung war es auch vorbehalten, die Gründungsmitglieder und 1. Anhänger mit den auszuzeichnen. Soweit die Ausführungen der Altvorderen Josef Lay.
Am 22. Juli 1951 unternimmt der Verein einen Ausflug ins Blaue. Dazu hat die Fa. Maul & Litzendorf das Motorboot  „Condor“ und einen Sandkahn zur Verfügung gestellt. Die beiden Boote wurden seitlich vertäut, mit Bänken bestückt und reichlich mit Birkenbäumchen ausgeschmückt. (ein derart abenteuerlicher Verbund wäre zu einem späteren Zeitpunkt unweigerlich von der Wasserschutzpolizei aus dem Verkehr gezogen worden!)

Mit dieser „Arche Noah“ schipperten die Narren bis nach Ginsheim/Altrhein und zurück. Es war wunderbares Sommerwetter, die Stimmung prächtig und damit eine großartige Sache der „Narrhalla“. Darüber waren sich alle Teilnehmer der Rheinpartie einig. Wenige Tage später, am 4. August kamen die Aktiven des MCC mit ihrem Präsidenten Jakob Wucher auf ihren Jahresausflug nach Winkel zu Besuch. In der Zwickmühle wird gemeinsam mit den Winkler Narren gefeiert. Neben Heinz Kloos als offiziellen Redner wurde die „ Blaue Fünf“ für ihre Gesangsvorträge von den Mainzer Carnevalsfreunden begeistert bejubelt. Jubel und Trubel bis in die Abendstunden. Damals waren auch diese Mainzer noch Narren zum Anfassen, die von den geistigen Höhenflügen der Fernsehfastnacht kaum beleckt waren! Zum Abschied lud der Präsident Jakob Wucher Vorstand und Elferrat zur närrischen Generalversammlung in das kurfürstliche Schloß nach Mainz ein. Dieser Einladung sind wir dann gerne nachgekommen. Diese Sitzung (nichts anderes war die närrische Generalversammlung des MCC) hatte noch die fastnachtliche Ursprünglichkeit, die später durch die Fernsehsitzungen immer mehr verloren ging.

Die Umschreibung „Närrische Generalversammlung“ für den 11.11. wählten die Mainzer, nach Aussage ihres Präsidenten, weil es starke Vorbehalte aus kirchlichen Kreisen gab. Man fand es einfach unpassend bereits im November mit der Fastnacht anzufangen.  Nun, das Kind erhielt einen anderen Namen und alles war in Butter. Übrigens hat es auch in Winkel hin und wieder Vorbehalte gegen eine Sitzung am 11.11.gegeben, ob es aber immer kirchliche Kreise  waren die da opponierten, da bin ich mir nicht so sicher. Hatte doch der große Anfangserfolg des wiedererstandenen Vereines nicht nur Freunde gefunden. Jedenfalls einige weitere Plus - Punkte dürfte die Narrhalla im November gesammelt und einige fröhliche Narren dazu gewonnen haben. Das Programm kam gut an und die Stimmung war kaum noch steigerungsfähig.

Elferrat und Vorstand fanden sich Anfang Dezember im Rheingauer Hof zur Abschlussbesprechung, bei der wenig besprochen aber viel gelacht wurde.

Zum  Sylvesterball traf man sich dann erneut bei Merscheid um im fröhlichen Kreis das alte Jahr zu verabschieden und dem Vorsatz: Im neuen Jahr wird alles noch besser werden!  Na und? Man wird sehen, lassen wir uns überraschen!

Nachdem der neue Spielmannszug nun mit reichlich Furore (zu hastig, wie sich später herausstellen sollte) Einzug im Verein hielt, muss noch einmal ein Blick auf die verflossene Kampagne gestattet sein. Da gab es doch einige Kuriositäten, die heute exotisch anmuten, damals eben auch zum Alltag gehörten. Es war  durchaus normal, wenn als ungewollte Einlage das Licht im Saal der „Rose“ erlosch, dann ein vielstimmiger Ruf nach des „Weidmanns Karl“ erklang. Der Karl war der Einzige, der die abenteuerlichen Wege der Stromzufuhr und die unzähligen Flickstellen in dem alten Gemäuer kannte.

In den Jahren 1951-52 gab es „Holzhackaktionen“ beim zweiten Vorsitzenden Anton Graf. Da wurde jeweils Samstags Nachmittag von Vorstands- und Elferratsmitgliedern Holz gespalten, damit die Heizung des Saales für die Sitzungen und Maskenbälle gewährleistet werden konnte. Zum Vorheizen wurden in den eiskalten Saal dann jeweils –zig Stunden vorher eiserne Kokskörbe gestellt. Nun zählten die Brennmaterialien auch noch Jahre nach der Währungsreform (1948) zu den begehrten Raritäten der Zeit. Die organisierten Kohlen, Brikett – Koks und Holzbestände mussten daher entsprechend gesichert werden. So wurde ein Wachdienst eingerichtet. Wilhelm Vollmer (Knopphut) und Johann Freimuth (Troppeschwitzer) haben diesen Dienst in den Nächten vor den jeweiligen Veranstaltungen übernommen.

Neben der Aufstellung eines Spielmannszuges, startete eine neue Truppe nahezu unbemerkt ihr Wirken auf der närrischen Bühne: Das Be-Ro-Ballett. Der Name wurde von dem Vorsitzenden Gottlieb Heinrich Eger erfunden. Nach seiner Version war Berg der Initiator und Roscher der Instruktor, also Be-Ro-Ballett. Dazu kann ich als direkt Beteiligter folgendes zum Entstehen unserer Garde sagen. Über eine längere Zeit gab es dazu schon Absichten im Vorstand die Sekretärinnen stärker in das närrische Geschehen einzubinden.

Diese Überlegungen stießen aber auf wenig Gegenliebe. Auch waren einige der Damen bereits stärker liiert und das Interesse am Carnevalverein hatte dadurch stark abgenommen. Unser lieber Kanzler Peter Berg erfreute uns aber auf jeder Vorstandssitzung mit seinem „Mir müsste e‘ Ballettche hawe“ und darauf  konnte ich ihm nur erwidern:„dann müssen wir eben eines aufbauen“ und  damit hatte ich schon den Auftrag eine Tanzgruppe oder Garde aufzustellen. Zum Glück stand mir hier auch Gustav Gorgus hilfreich zur Seite. Mädels gab es reichlich, die gerne mitmachen  wollten. Das Problem lag bei den Eltern, da bedurfte es bei den Meisten großer Überzeugungskraft bis die „Kinder“ mittanzen durften. Die Kinder waren damals immerhin zwischen 16 und 18 Jahren alt! Zu meinem Glück gab es noch kein Fernsehen, und auch andere Vergnügungsmöglichkeiten waren dünn gesät. So brachten die wöchentlichen Proben für die Mädels eine willkommene Gelegenheit dem Alltagstrott zu entkommen. Proben?  Dazu brauchten  wir Musik, Gustav besaß ein altes Grammophon mit kaputter Feder und entsprechend waren die Proben. Dann versuchte sich eine willige aber wenig Geübte am Klavier mit dürftigem Erfolg. Endlich gelang es mir Peter Giez zu überzeugen, dass sein Filius Bernd Hans, damals gerade fünfzehn geworden, bei uns der geeignetste Begleiter zu unserer Tanzerei sein müsste. Von da  an ging es bergauf. Die Stimmung stieg, die Proben wurden mit Begeisterung besucht und der Zusammenhalt unter den Mädels war bestens. Nun blieb noch das Problem mit den Kostümen und Uniformen.

In Frankfurt habe ich die Kaufhäuser abgeklappert und preiswert  Stoffe besorgt, genäht wurde von Luise Träuptmann und Anhang. Die Eltern von Ernst Grimm, haben in Tag und Nachtarbeit die Stiefel erstellt und dafür nur einen geringen Materialwert berechnet. Die Uniformverzierungen und die Mützen wurden von den Mädels bei „Roschers“ in der Stube in abendlichen Nähstunden gefertigt. Es würde wirklich zu weit führen, all die vielen  Misshelligkeiten darzustellen, die den Beginn der Garde begleiteten. Heute, wo man bei Einzinger in München oder sonst wo nach Maß die Uniformen und Kostüme mit allen Pi-pa-po bestellen kann, wird unsere Arbeit nur so manchem Frackfastnachter ein müdes Lächeln abringen. Trotzdem: Diese Mädels waren der Grundstein einer langen über fünfzigjährigen, ununterbrochenen Tradition der Winkler Garde. Ich freue mich, den Aufbau dieser Truppe mitgestaltet zu haben und bin stolz auf meine Mädels von damals.

Zur ersten Garde des CVW, die sich 1952 gründete, gehörten die Mädels:

Marianne Wengel Hildegard Strohschnitter
Edith Keppler Ria Strohschnitter
Herma Vollmer Gitti Jirsch
Lisa Kienberger Elli  Jirsch
Helga Fleck  


Einige Zeit später erfolgte nach längerem Bitten und der Zusage die Uniformen selbst schneidern zu lassen, die weitere Aufnahme von Emmy Vollmer und Marlies Bruchhäuser in die Garde. Obwohl die Tanzgruppe noch nicht öffentlich aufgetreten war, bestand bei den Winkler Mädels ein starker Anreiz Mitglied der Garde zu werden. Wir mussten weitere Bitten abschlägig bescheiden, denn die Gruppe sollte überschaubar bleiben.

Am 25. Januar 1953 stellte sich die neue Garde unter den Klängen des Narrhalla-Marsches in der “Rose“ auf der ersten Sitzung vor. Mit tosendem Beifall wurde dann der Vorbeimarsch des 6 jährigen „Generals“ Angelika Roscher bedacht. Es war die gelungene Überraschung, ein Kind in einer Phantasieuniform auf der Bühne als Chef der Garde. Im zweiten Teil der Sitzung stellten sich dann die Mädel in einem „Schwarz-Weiß-Tanz“, einer Stepp-Imitation vor und bestanden damit ihr Debüt vor dem begeisterten Publikum glänzend. Seit dieser Zeit ist die Garde Teil des Carnevalvereins und zählt zu den ältesten Garden des Rheingaues.

Am 1. Februar 1953 folgte ein Preismaskenball in der überfüllten „Rose“ der weit über die Grenzen Winkels hinaus den guten Namen des CVW  bekannt machte. Für die Zeit Anfang der 50iger Jahre waren die ausgelobten Preise recht beachtlich. Die Jury, die aus vier Gästen aus Frankfurt und Darmstadt und zwei Damen aus Winkel gestellt wurde, hatte bei der Vielzahl ideenreicher, witziger und prächtigen Masken eine schwierige Aufgabe. Dabei waren die allermeisten Masken, Kostüme, Phantastereien, die sich dem staunenden Publikum zeigten, in oft wochenlanger Arbeit selbst verfertigt worden. Bestellungen per Katalog zählten zu den Fremdwörtern jener Zeit. Dem Verein wurde von vielen Seiten bestätigt, dass die Jury sehr fair und unparteiisch die Preisträger ausgewählt hatte, und die Reihenfolge der Sieger allgemeine Zustimmung fand.

Die große Fremdensitzung des CVW folgte dann am 8. Februar in der Rose. Hier kamen nun die Gastredner befreundeter Vereine mit manchmal recht langen Vorträgen zu Wort. Erfreulichere Beispiele waren die gesanglichen Darbietungen  Pfarrer Lehnerts, Kaspar Kloos,  der ehem. Winkler Bub brillierte in gewohnter Weise und der sehr humorige Geisenheimer Narr Osenberg. Weniger lustig wurde dagegen der Redner aus einer  Nachbargemeinde empfunden, der hoch alkoholisiert in der Bütt nur noch lallen konnte, er war ein Opfer des allzu langen Wartens geworden. Der Gipfel falsch verstandener Büttenkomik aber kam mit dem „Dünnes“.

Dieser war dem Elferrat angepriesen worden als Ass des Humors, und was weiß ich noch. Was kam war ein Witzerzähler, der harten Kölner Dialekt sprach, von wenigen im Publikum verstanden wurde und sich zum Dauerlangweiler entwickelte. Mit sanfter Gewalt mussten wir schließlich das Bürschchen aus der Bütt entfernen. Ohne eines Teiles der Gastredner wäre das Programm sicher mehr als gut gewesen. So zeigte erstmals die Clowngruppe Billigen-Heyer, die sich in der Folgezeit mit von Brentano-Lauer-Eger etc. erweiterte, ihre große Qualität im fröhlichen Blödsinn und konnten den ersten großen Erfolg verbuchen. Hans Immerheiser, der Mann mit der Pauke und natürlich mit dem „Kurtchen“ seinem Sohn, das „Ballett“ zeigte sich erneut in guter Form, die Weinkönigin Elisabeth, mit launigen Versen, der Spielmannszug lautstark und gut trainiert. Die Winkler Kolpingfamilie wartete mit zwei Clowns auf und der Höhepunkt waren nach wie vor die „Blaue Fünf“. Mit der „Berliner Ballade“ wurde sicherlich der Vogel auch diesmal abgeschossen, und riss die närrische Menge von den Stühlen.

Der Elferrat beschloss nach der Sitzung, strenger auf die Länge der Vorträge zu achten, vor allem die Vorträge vorher einmal zu prüfen. Leider hat sich das als kaum durchführbar erwiesen, die Empfindlichkeiten der lieben Narren stand dem und manchem anderem im Wege.

Diese Empfindlichkeit sollte sich im Lauf des Jahre 1953 besonders stark bemerkbar machen. Vorerst herrschte noch eitle Freude und die Narrensonne strahlte. Der Staatsakt auf dem Kerbeplatz war inzwischen fester Bestandteil der Winkler Straßenfastnacht geworden. Die ausländischen Delegationen, die närrische Admiralität und die Honoratioren wurden entsprechend empfangen und die Schlüsselübergabe feierlich durch die Narren vorgenommen. Dann fuhr die Wagenkolonne durch die Winkler Straßen. Am Lindenplatz wurde durch den Spielmannszug dem Ehrenpräsidenten ein Ständchen gebracht und der Sitzungspräsident Heinz Kloos dankte Chambes Berg für seine Arbeit in der Winkler Fastnacht. Die Vorbereitung zu diesem fröhlichen Spektakel war wiederum vom Bürgermeister Wiss und der Gemeindeverwaltung vorgenommen worden. Der Erfolg war entsprechend und ein ganz prächtiges Wetter bracht eine große Menge Leute auf die Beine, die sich gegenseitig in die Ohren sehen konnten und aus vielen Orten kamen. Es hatte sich herumgesprochen, dass in Winkel an Fastnacht immer etwas los ist. Einen entsprechenden Betrieb konnten die Lokale und Straußwirtschaften verbuchen. Manche  Beobachter, zum Beispiel Leute von der Presse sprachen oft davon, dass in Winkel die Fastnacht von einem Großteil der Einwohner gefeiert wird, im Gegensatz zu vielen Orten im Rheingau, wo sich das närrische Geschehen fast nur innerhalb einzelner Vereine abspielt.

Der Rosenmontagsball in der „Rose“ brachte dem Verein nochmals ein übervolles Haus und entsprechend zufriedene Vorstandsgesichter. Die Kampagne hatte dem Verein eine ganze Reihe neuer Mitglieder zugeführt.  Auch die Zahl der tätigen Mitstreiter nahm erfreulicher Weise zu.

Man wird es mir nachsehen, dass ich nicht mehr Einzelne nennen möchte. Die Gefahr, besonders verdiente Mitstreiter oder jene, die sich dafür halten, zu vergessen und da können die Narren ganz schön närrisch werden. Kurz und gut, die Fastnachtszeit blieb allen in guter Erinnerung. Wie gewohnt folgte die den Narren eigene schöpferische Pause.

Ende April 1953 wurden einige Vorstandsmitglieder vom Vorsitzenden zu einer notwendigen Besprechung gebeten. Dabei ging es um den Ausflug nach Eibingen und um den Spielmannszug. Am 30. Mai folgte dann eine Sitzung des Gesamtvorstandes zur Vorbereitung der Generalversammlung im „Alten Brauhaus“. Der Ausflug nach Eibingen bei bestem Wetter brachte vor allem die Aktiven auf die Beine und in die richtige Stimmung. Auch die Jahreshauptversammlung verlief in voller Harmonie. Alles Friede, Freude, Eierkuchen! Am 29. August erhielten dann alle Vorstands- und Elferratsmitglieder die Einladung zu einer fröhlichen Runde ins Haus Brentano, eine Geste unseres Elferratsmitglied Achim von Brentano, der, so weit ich mich erinnere, alle gerne nachkamen. Eigentlich recht fröhlich begonnen, endete die Zusammenkunft weniger lustig. Da hatte der Vertreter des Sitzungspräsidenten Kloos einem ehemaligen Rheinbankbündler und Elferrater, der sich rar gemacht hatte, den Orden für Nichterscheinen oder mit einer ähnlichen Formulierung überreicht. Dieser, natürlich in närrischer Befindlichkeit, zog sich schmollend ins Eckchen zurück  Heinz Kloos erbot sich nun die verfahrene Situation wieder ins Lot zu bringen.

Da sprang der Erste Vorsitzende mit einer wenig humorigen  Betroffenheit auf, um dann in wenig schmeichelhaften Worten und noch geringeren fastnachtlichen Gestus seinen Vereinesvorsitz den verdutzten närrischen Kollegium hin und vor die Füße zu werfen. Wütend verließ er die gastliche Stätte, mit ihm drei seiner Mitstreiter. Keiner, von uns armen Würstchen in der Runde konnte sich diesen gewaltigen Ausbruch erklären. Da hatte offensichtlich jemand sein Humor verlassen und den Schlüssel vergessen! Der Anlass eigentlich eine Lappalie und allgemein unverständlich. Am nächsten Tag lagen bereits dem Verein drei Austrittserklärungen vor. Das war es dann! Oh alter Narren, Herrlichkeit! Uns Jungcarnevalisten, die wir noch waren,  überraschte zwar diese Explosion närrischer Darstellungskunst, doch sicherlich waren wir nach dem ersten „Baff“ und dummen Gesichtern nicht gerade traurig gestimmt. Denn die Vereinsführung hatte öfter als gut war, nach Gutsherren-Art gehandelt und uns eben nicht immer mit Freude erfüllt. Es zeigte aber auch uns „Nachwuchs-Carnevalisten“, dass im Rheinbankbund wohl auch nicht immer die Narretei thematisiert wurde, oder vielleicht doch?

Der  Rest des Vorstandes kam dann überein, dass Heinz Kloos dem Verein vorstehen sollte, bis die Hauptversammlung einen neuen Vorstand wählt, damit ging es zur Tagesordnung.

Es gab viel zu tun, der 11.11. sollte ja wieder ein Glanzpunkt werden. Es war dabei an eine Tombola gedacht, neue Künstler wollten agieren und die Zeit denkbar knapp. Bekanntlich war der Platz beim „Hackes“ recht rar, daher sollten die Eintrittskarten wiederum nur an die Mitglieder für DM 1.- verkauft und konnten als Verzehrbon in Zahlung gegeben werden. Im Laufe des Jahres 1953 war es im Verein zu Änderungen gekommen. Herbert Lang, der bisher nur helfend zur Seite stand, übernahm das Amt des 1.Kassierers. Jakob Welz sollte sich verstärkt um den Spielmannszug kümmern. Zudem hatte er gesundheitliche Probleme, die von mehreren Verwundungen aus dem letzten Krieg herrührten. Ohne die Verdienste von Jakob Welz schmälern zu wollen darf gesagt werden, dass Herbert Lang von dieser Zeit an, kontinuierlich über die späteren Jahre den Carnevalverein entscheidend mit geprägt hat.  Dann wurde bei der Gesangsgruppe „Blaue Fünf“ eine Pause eingelegt. Lieselotte Gehrig hatte um eine Unterbrechung gebeten. Die wöchentlichen Proben waren ihr zu viel geworden. Auch hierbei spielte Krankheit eine Rolle.  Nun, leider ist es bei dem pausieren geblieben und die „Blaue Fünf“ war leider nach einer kurzen Glanzzeit sanft entschlafen.

Eine Gesangsgruppe gehört zur Fastnachtssitzung, darum wurden die „Die Waschweiber“ aufgestellt,  vier Mädels vom „Ballett’che“, zwei Jungs aus dem Umfeld der Garde und einem Gitarristen, der später von Kurt Immerheiser mit dem Akkordeon abgelöst wurde. Auch diese Gruppe bestand ihr Debüt am Elften im Elften recht erfolgreich.

Ein weiterer Neuling betrat erstmals die Bühne des Carnevalvereins, der spätere Präsident Josef Issinger, der mit seiner Kapelle debütierte und mit eigenem Büttenmarsch aufspielte. Der außenpolitische Vortrag Joachim Gehrigs war Angesichts der hitzigen Debatten über ei- ne eventuelle Wiederbewaffnung, eine närrische Delikatesse. Seine Brillanz in Formulierung, feinster Ironie, vollendeter Vortragskunst und sparsamster Gestik  ist von Keinem der je in einer Bütt  in Winkel stand, bisher übertroffen worden!

Der Verein war inzwischen auf beinahe zweihundert Mitglieder angestiegen und es kam zu den ersten Beschwerden weil einige keinen Platz im überfüllten Saal von Merscheid gefunden hatten. So wurde die Sitzung eine Woche später wiederholt. Bei diesem launigen Treffen kam es zu einem Zwiegespräch der besonderen Art. Nachdem ein Ehrenmitglied  aus der nebulösen Rheinbankbund-Zeit einige lustige Begebenheiten zum Besten gab, fand nun sein ehemaliger Mitstreiter Philipp, dass er dazu einige korrektive Bemerkungen anbringen müsse und bestieg seinerseits die Bütt. Seine Einlassungen, sicher humorvoll gemeint, fanden wiederum nicht des ersteren Beifall und so kletterte er erneut in die närrische Rostra.  Heinz Kloos rettete schließlich gekonnt die Situation. Dieses Streitgespräch zeigte erneut, dass schon früher auch mal Sand ins Frohnaturen-Getriebe gekommen sein konnte. Der Stimmung hat das kleine Intermezzo in Moll nicht geschadet und der Abend verlief gewohnt fröhlich und in bester Laune und nur sehr zögerlich wurde nach dem Schlusswort der Heimweg angetreten.

Vorstand und Elferrat trafen sich dann am 16. November und 8. Dezember zu Besprechungen über die Ereignisse des Jahres und über Programmgestaltung für 1954. Diese Vorstandszusammenkünfte waren für uns alle erholsamen Stunden, denn Heinz Kloos verstand es immer wieder von den eigentlichen Themen abzulenken. Sein sprühender Mutterwitz und seine spontanen, oft skurrilen Einfälle ließen uns damals dann den recht harten Alltag rasch vergessen. Zwar waren wir im Programm noch nicht recht weitergekommen, aber wir gingen mit einigen neuen Witzen nach Hause.

Für die Mädels der Garde, die Gesangsgruppe und den Spielmannszug gab es im „Taunus“ am 28. November noch einen Kameradschaftsabend als kleinen Dank für die Mitarbeit bei den Proben und im Vereinsgeschehen.

Das Jahr 1954 begann mit einer Grippewelle, diese musste das Rathaus besonders betroffen haben; denn unsere neuen Schriftführer Hans Eckes und Manfred Reimann von der Gemeinde-Crew fehlten bei der ersten Vorstandssitzung .Da noch weitere Vorständler erkrankten, wurde eine weitere Sitzung zum 13. Januar 1954 anberaumt. Eilte ja doch der Narrenspiegelverkauf, dann galt es den Preismaskenball in der Zwickmühle zu organisieren, Kassenbesetzung, Preise und Jury etc. Von den beiden Sitzungen des CVW standen bisher nur die Termine und der Ein- und der Auszug fest. Die gloriose Idee, mit einem Aufruf an die Bevölkerung, Büttenredner mit neuen Vorträgen zu werben, wurde doch recht bald wieder zu den Akten gelegt. Herbert Lang beklagte das besonders hässliche Bild eines „ Lückenhaften Elferrates“ das sich oft dem Publikum bietet.

Darum wurde beschlossen, dass der Elferrat auf der Bühne vorwiegend aus Aktiven die nicht als Vortragende, oder als Sänger, Clowns etc. in Erscheinung treten, besetzt werde. Ersatzleute sollten immer bereit stehen, damit der Elferrat auf der Bühne während der Sitzung immer ein geschlossenes Bild abgeben könne. Dann bat Heinz Kloos, (der auch Vorsitzender der Sängervereinigung ist) um Nachsicht, dass er sich in diesem Jahr verstärkt um die Vorbereitung des Sängerfestes kümmern müsse und daher seine Aktivität für den Carnevalverein etwas leiden werden. Nun konnte die Kampagne beginnen. Erfreulicher Weise hatte sich der Kreis der Aktiven weiter vergrößert, mancher von diesen Neulingen hatte aber bisher bereits im Stillen im Hintergrund mitgeholfen. Es handelte sich um Heinz Kaiser(Bob), Aloys Basting, vor allem der Alt-Rheinbankbündler Knopphut Wilhelm Vollmer war wieder mit seiner „Senta“ und seinen „Kennste den? Witzen voll in närrischen Treiben tätig. Weiter wäre Dietmar Lauer zu nennen, der bald eine größere Rolle im Verein spielen sollte. Oder der treue Josef Schreiber, der unauffällig, aber immer wenn Not am Mann war im Kassenbereich aushalf. Oder der Oberclown Heinz Billigen mit Achim von Brentano und Franz Eger, der die verrücktesten Ideen in riesige Maschinen und was weiß ich was alles auf die Bühne zauberte und die Leute zum Lachen brachte. Sicher habe ich wieder den einen oder anderen vergessen, der zu erwähnen wäre aber die Erinnerung wird halt auch bei mir brüchig, was ich zu entschuldigen bitte. Ich hatte bei der letzten Generalversammlung um Dispens im Vorstand gebeten, um mich ganz auf die Arbeit in und für die Gesangs- und Tanzgruppe konzentrieren zu können.

Vorstand und Elferrat der Campagne 1953 / 54 :

1. Vorsitzender Heinz Kloos
2. Vorsitzender Peter Gietz
1. Schriftführer Hans Eckes
2. Schriftführer Manfred Reimann
1. Kassierer Herbert Lang
2. Kassierer Jakob Welz
Beisitzer: Gräfin Eleonore Matuschka-Greiffenclau
Beisitzer: Elisabeth Nikolai
Beisitzer: Achim von Brentano
Beisitzer: Adolf Karbach
Beisitzer: Josef Lay
Beisitzer: Wilhelm Vollmer
Elferrat: Heinz Kloos
Präsident Hermann Becker
Vizepräsident Peter Berg
Kanzler Joachim Gehrig
Außenminister Gustav Gorgus
  Heinz Billigen
  Achim von Brentano
  Hans Stumpf
  Aloys Basting
  Ernst Grimm
Minister z.b.V.: Peter Giez
Minister z.b.V.: Heinrich Meder

Mit recht trüben Vorzeichen begann das Jahr 1954, doch brachte der Maskenball in der Zwickmühle für den Verein bereits einen recht beachtlichen Erfolg. Gleich gut verlief die erste Sitzung am 7. Februar im Saalbau „Rose“. Leider hatte sich am Zustand des Hauses trotz vollmundigen Versprechens des neuen Pächters nichts geändert. Die sanitären Einrichtungen waren in einem erbärmlichen Zustand und so manches andere lag im Argen. Nach wie vor kaufte der Verein Heizmaterial, das musste bewacht werden, die elektrischen Leitungen waren nahezu Lebensgefährlich. Man konnte auf nichts mehr zählen, musste aber in der Rose mit Allem rechnen! Das jedoch war vergessen als der Spielmannszug mit klingenden Spiel in den Saal einzog, die Elferräte ihre Plätze einnahmen, die Garde dem Präsidenten gemeldet wurde und Heinz Kloos in seiner ureigensten Art die Besucher der überfüllten Narrhalla begrüßte .

Dann tanzte die Garde von den jubelnden Gästen stürmisch begrüßt und der Kanzler Peter Berg mit seinem närrischen Protokoll in die Begeisterung mit eingebunden. Danach folgte die Winkler Weinkönigin, der Präsident gab einiges aus dem Flecken, von der „Gardesupp“ bis zu den letzten „Heckewertschafts-Geheimnisse“. Das Ballett des CVW zeigte gekonnt und parodierend „Bayrische Tänze“. Lang anhaltender Beifall war der Lohn wochenlangen Übens.

Es folgte ein Zwiegespräch aus Frankfurt-Heddernheim. Ich hatte beruflich in Frankfurt  den Vorsitzenden der Heddernheimer Narren kennen gelernt und dessen Wunsch nach einer Verbindung zum CVW dem Vorstand überbracht. So kamen die Gastredner auf unsere Bühne.
Josef Issinger brachte sein „Siehste nit moi Kapp“ und der Erfolg war ihm sicher. Dann gab es die üblichen Ordensverleihungen, die natürlich die Stimmung etwas sinken ließ (zu lang bis jeder seinen Orden hatte, war für die Mehrzahl der Besucher uninteressant, wurde später geändert.) Der Bürgermeister war entschuldigt und Margreth Göttert wurde geehrt. Josef Lay brachte einige Erinnerungen aus der guten alten Zeit zu Gehör. Die Pause war nach dem überlangen ersten Teil redlich verdient. Die Kinderkrankheiten der Anfangsjahre, Überlängen durch Nebensächlichkeiten, Ehrungen, Ordensverleihungen, etc. sind für die wenigsten Gäste von Interesse. Die Besucher wollen unterhalten werden, wollen Fastnacht erleben.

Im zweiten Teil stellte sich Hans Ohlig jr. vor, der als Prinz für das Jahr 1955 vorgesehen war, denn da sollte das 25-jährige Jubiläum des CVW gefeiert werden und dazu gehört nun mal ein Prinzenpaar und einen großen Festzug sollte es natürlich auch geben mit allem drum und dran. Dann brachte die Weinkönigin ihr Verslein zu Gehör, das Ballett wartete mit einem weiteren Tanz auf,  dann folgte schließlich  Joachim Gehrig mit seinem lang erwarteten Vortrag über die politischen Kapriolen unserer Zeit. Die sagenhafte Rhetorik , die Brillanz so wie die scharfsinnigen und präzisen Verse waren wie immer ein Hochgenus. Da war es für die nachfolgende Gesangsgruppe nicht leicht den Beifall noch zu steigern. Die urkomischen Darstellungen der Billigen-Eger-Clowncompanie setzte dann das i-Tüpfelchen drauf. Das Schlusswort mit dem Winkler Lied beendete eine der großen Sitzungen unseres CVW.

Am 4. Februar tagte der Vorstand im Jugendheim, es ging hauptsächlich um die verflossene Sitzung und dem Wunsch(wieder einmal) in Zukunft die Sitzungen zu straffen. Reimann bat um Mithilfe zu der Busfahrt seiner Spielleute nach Pfungstadt zu einem befreundeten Tambourcorps. Da hatten sich wohl einige Organisations-Probleme ergeben.

Am 21. Februar gab es die Fremdensitzung, die in weiten Teilen Programmpunkte der Sitzung vom 7. Februar enthielten. Da brillierten die alten Kämpen Wilhelm Basting und Edo Graf und natürlich Pfarrer Lehnert der großen Beifall für seinen gesanglichen Vortrag erhielt. Ärgerlich empfand man die Pfungstädter Gäste, die unverfroren Zugplaketten ihres Fastnachtszuges verkauften und den Ablauf der Sitzung störten. Unsere Freunde aus Oestrich hatten wegen der langen Wartezeit dem Alkohol reichlich zugesprochen und so geriet ihr Auftritt zu einer negativen Lachnummer. – Ernst Grimm und meine Wenigkeit wollten uns erstmals im Zwiegespräch versuchen. Da aber Mitternacht längst überschritten war, verzichteten wir doch lieber auf unser Debüt. Wie nicht anders zu erwarten war es nach zwei Uhr in der Nacht bis der Letzte die Bühne verließ und das letzte Helau verklang!

Am 28. Februar folgte dann der zur Tradition erhobene Staatsakt. Damit das Ganze einen größeren Rahmen erhielt (ein Fastnachtszug hatte sich wegen zu geringer Beteiligungsbereitschaft der Winkler Ortsvereine nicht realisieren lassen) musste halt der CVW, unser Verein mehr Tamtam machen. So wurde jeder Minister vom Elferrat in einen PKW verfrachtet, bekam eine stramme Gardistin zum Schutz zur Seite. Ein Spielmannszug war ja schließlich auch da,  der sollte mit klingendem Spiel der Wagenkolonne voran ziehen. Damit dies alles noch kunterbunter wurde, gab es auch eine Reiterstaffel. Die Aufstellung erfolgte am Bartolomäer Dreieck. So gegen 11 Uhr zockelte dann der Pseudo-Zug  mit dem entsprechenden Tsching-Bumm und Trara und noch mehr Hellau zum Kerbe-Platz. Hier gab es noch mehr Hellau und unter den Klängen des Narrhalla-Marsches holte die Garde den Bürgermeister aus dem Rathaus. Dieser übergab nun natürlich mit humorigen Worten die Gemeindeschlüssel an den Präsidenten Heinz Kloos. Der erwiderte selbstverständlich noch närrischer und das Volk wurde immer fröhlicher. Nachdem die Lustbarkeiten nicht mehr zu überbieten waren formierte sich der Zug wieder und bewegte sich über Obere Schwemmbach – Taunusstraße – Johannisberger Straße. Dort an der Bahnschranke warteten wir geduldig das Vorbeirattern von -zig Güter- und sonstigen Zügen ab, und gelangten über die Hauptstraße endlich wieder zum Kerbe-Platz, wo sich alles auflöste. Die Carnevalisten zog es freilich zum „Hackes“ um den Fastnachts-Sonntag gebührend ausklingen zu lassen.

Am Montag sah der Saal „Rose“ wieder alles was Beine hatte beim Rosenmontags-Maskenball. Beinahe wäre es bei dieser Veranstaltung zu einem Vorfall wahrlich „närrischer Güte“ gekommen. Der Vorstand hatte frühzeitig die Tanzkapelle bestellt, da es erfahrungsgemäß in der Fastnachtszeit weit und breit an Musikern mangelte. Nach und nach trudelten die Notenakrobaten ein – nur der Schlagzeuger nicht! Da war guter, vor allem schneller Rat gut und teuer. Mit allerlei Tricks und Drehs wurde der Pauckenmann einer anderen Kapelle, die im Saal der Bauernschänke spielte, abgeworben und in die „Rose“ verschleppt. Meines Wissens waren es Herbert Lang, Alois Basting etc. denen diese „Pauckenpiraterie“ gelang. Zum Verständnis der damaligen Situation sollte man wissen, dass es feste Kapellen sehr wenige gab.

Da wurden einzelne Tonartisten vom Arbeitsamt vermittelt, die dann mit Freizeitmusikanten zusammen spielten. Das ergab oft die wunderlichsten Kombinationen, denn mit den Notenkenntnissen manches Stehgeigers oder Trompeters war sicherlich kein Staat zu machen. Sehr oft gab es nach Fastnacht nicht nur gebrochene Herzen sondern noch mehr strapazierte Ohren.

Nachdem unser Kunstverständnis für diese „Bands“ nunmehr reichlich arg strapaziert war, da zog der Vorstand aus diesen Vorkommnissen die notwendige Konsequenz und legte fest dass, in Zukunft mit Musikern gleich welcher Couleur, Verträge grundsätzlich nur schriftlich abzuschließen sind. Die Fastnacht 54 endete dann ohne weiter Vorfälle am Aschermittwoch bei Pitt Kellershof in der Bauernschänke, der dem Carnevalverein aber den „geklauten Paucker“ nicht verübelte, zum Heringsessen. Es gab einen gemütlichen, lang andauernden Abschied von der Fastnacht. Im Vorstand kehrte für Wochen Ruhe ein. Wurde doch unser Präsident Heinz Kloos, wie bereits erwähnt, in den nächsten Wochen mit den Vorbereitungen für das Sängerfest stark in Anspruch genommen.

Allzu ruhig sollte es dann aber doch nicht bleiben denn im Spielmannszug da gab es wohl einige Meinungsverschiedenheiten. Im Vorstand war dies hin und wieder kurz angesprochen worden es hatte sich dann halt „vertagt“. Eine endgültige Klärung sollte sofort nach der Generalversammlung erfolgen. Nach den üblichen Regelen und der Neuwahl des Vorstandes am 21. September 1954  waren sich die Mitglieder einig, dass sich der Spielmannszug neu formieren sollte. Ein Ausschuss wurde beauftragt, eine entsprechende Lösung schnellstens zu finden. Weiter wurde durch die starke Mitgliederzunahme es für dringend  angesehen, dass der Verein ins Vereinsregister eingetragen werde. Sonst gab es auf der Versammlung nur  kleine Änderungen. Zwei Eintagskarnevalisten, die sich sicher stark überlastet fühlten, hatten den Vorstand wieder verlassen und der neu gewählte Kopf des Vereins konnte sich nun in die bald beginnende neue Kampagne 1954/55 stürzen.

Der Vorstand des CVW setzte sich nach der Jahreshauptversammlung wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender Heinz Kloos
2. Vorsitzender Peter Gietz
1. Schriftführer Gustav Bareuther
2. Schriftführer Fritz Simon
1. Kassenwart Herbert Lang
2. Kassenwart Jakob Welz
Beisitzer: Philipp Berg
Beisitzer: Achim v. Brentano
Beisitzer: Joachim Gehrig
Beisitzer: Gustav Gorgus
Beisitzer: Gräfin Eleonore Matuschka – Greiffenclau
Beisitzer: Elisabeth Nikolay
Beisitzer: Heinz Roscher
Beisitzer: Wilhelm Vollmer
Ehrenvorstand: Peter Berg
Ehrenvorstand: Johann Baptist Berg
Ehrenvorstand: Nikolaus Charisse
Ehrenvorstand: Josef Lay
Ehrenvorstand: Adolf Karbach
Ehrenbeisitzer: Heinrich Meder

Am 27. September erfolgte die Einladung zu einer außerordentlichen Generalversammlung in das Jugendheim zum 3. Oktober. Es war der Elferratspräsident zu wählen. Dazu stand eine Änderung der Satzung an. Der Vorstand sollte um drei Mitglieder erweitert werden. Am wichtigsten aber war die Aussprache über die Zukunft des Spielmannszuges. Da zu dieser Versammlung auch die jungen Spielleute eingeladen waren, verlief die Aussprache natürlich recht lebhaft. Beklagt wurde die Perspektivlosigkeit, die jungen Spielleute wollten verständlicher Weise oft bei Veranstaltungen außerhalb des Ortes auftreten. Das war selbstredend immer mit ziemlichen Kosten verbunden, doch zu deren Übernahme sah sich der Carnevalverein nicht mehr in der Lage. So kam man schließlich überein, einen eigenen Verein zu gründen.

Da dieser ja auch für andere Vereine und örtliche Veranstaltungen tätig werde, sagte der anwesende Bürgermeister Meder noch die Unterstützung der Gemeinde zu. Damit endete eine Blitzkarriere die so erfolgreich begann, dann so kläglich endete, dafür waren mehre Gründe ohne große Mühe auszumachen: Zum einen gab man den jungen Leuten „Spielzeug“ in die Hände, ohne finanzielle Gegenleistung. In den meisten Spielmannszügen die es zurzeit gab, hatten sich die Mitglieder ihre Instrumente selbst kaufen müssen! Dann bestand berechtigter Zweifel ob der bezahlte Ausbilder die geeignete Führungspersönlichkeit für die Spieler war. Zum Letzten fehlte der geeignete Ansprechpartner im Vorstand des CVW. In einer solchen Gruppe junger Leute, da werden auch Ideen geboren, die nicht zu realisieren sind, da soll jemand da sein mit dem man reden kann, der sich auch durchzusetzen versteht ohne deshalb in Gutsherrenart zu fallen. Ich weiß wovon ich rede, denn meine erfolgreiche Arbeit mit der Tanzgarde und Gesangsgruppe in den Anfangsjahren sind ein sicherer Beweis, dass es Spaß macht mit jungen Menschen zu arbeiten und sie für Narretei und den Verein zu begeistern.

Der Elfte im Elften stand vor der Tür nur das Programm stand nicht dabei! Der ereignisreiche Sommer wirkte da ein wenig nach. Der Abend zeigte wieder erneut, dass der „Elfte Elfte“ wegen der langen närrischen Enthaltsamkeit des Jahres ein besonders guter Einstieg in die Saison sein kann. Unbestrittener Höhepunkt war wie immer der Außenpolitische Vortrag Gehrig, Präsident und Kanzler brillierten in mundartlichen Kapriolen, der ehemalige Rheinbankbündler „Knopphut“ stand erstmals wieder in der Bütt mit seinen „Kennste den“ Witzen. Grimm und Roscher konnten nun endlich ihr erstes Zwiegespräch vortragen und gehörten seit dem über viele Jahre zum festen Repertoire des CVW. Zur Aufbesserung der Kasse gab es Saaltoto. Es konnte gewettet werden auf Sieg oder Platz beim Windbeutelwettessen unserer Gardemädels. Es wurde eine Mordsgaudi und das Publikum wie die teilnehmenden Damen hatten einen Riesenspaß. Erstmals wurde der musikalische Rahmen von Bernd Hans Gietz und seiner Combo gestaltet. Bürgermeister Kloos aus Erbach schwelgte in Winkler Erinnerungen und nicht zu letzt waren es das Bero-Ballett und die Gesangsgruppe, die zu großen Erfolg des Abends beitrugen. Der Lohn für die Mühen unserer Mädels war eine Tafel Schokolade, spendiert von unserem Kanzler Peter.

Am 30.11. fand eine Sitzung der Vereinsvorstände wegen des Fastnachtszuges statt und der Vorstand des CVW tagte dann am 6. und 15. Dezember wegen der Vorbereitung zum Zug. Die Zeit drängte und das Jubeljahr näherte sich mit Riesenschritten.

An Neujahr 1955 besuchte eine größere Abordnung des Vereins die Eröffnungssitzung der Heddernheimer Freunde in deren Clubhaus. Von den vielen ordensbehangenen Frankfurter Mimen und Fastnachts-Päpsten wurden wir anfangs so als quasi Dorfdeppen wahrgenommen. Dies änderte sich schlagartig bei dem Vortrag von Joachim Gehrig. Nach dem üblichen anfänglichen Gemurmel wurde es fast unheimlich still und nach dem Gehrig geendet hatte, setzte ein Beifallssturm ein, wie ihn der Heddernheimer Saal wohl selten erlebt haben mag. Danach versuchte mancher Frankfurter Promi Gehrig als Gastredner zu gewinnen. Für uns war dies der Beweis, dass ein Verein bei Gastbesuchen möglichst nur vom besten Vortragenden vertreten werden sollte. Leider kann man bei Fremdensitzungen zu oft das Gegenteil erleben. Da tummeln sich die Schwätzer und Selbstüberschätzer mit Wandervorträgen von anno Dazumal und langweilen das Publikum.

Einige Tage später, am 6. Januar tagte bereits der Zugausschuss. Der alte Kämpe Jakob Welz hatte den Vorsitz übernommen, Gustav Gorgus und Dietmar Lauer standen ihm zur Seite. Lauer, ein Neffe des Präsidenten Heinz Kloos, einer der talentiertesten Nachwuchskräfte begann damit seine erfolgreiche Tätigkeit im Verein. Über die Sitzungen des Zugausschusses, der in rascher Folge tagte, sind die Protokolle vorhanden und es muss darüber nicht gesondert berichtet werden. Natürlich gehört zum 30. Geburtstag des Vereines nicht nur ein Zug sondern es musste auch ein Prinzenpaar geben. Das brachte  gleich ein kleines Problem, denn die ausersehene Prinzessin hatte ihre 18 Lenze noch nicht ganz erreicht. Nach dem Jugendschutz Gesetz hätte sie zu den Sitzungen abends nicht öffentlich auftreten dürfen. Mit einer Sondergenehmigung konnte dies schließlich gelöst werden. Prinzenpaar wurde Johannes Ohlig jun. und Ilse Riesche, es war natürlich eine gute Wahl wie sich nachher wiederum erweisen sollte. Meisterte doch das Prinzenpaar all seine Aufgaben auf den Sitzungen mit Bravour  und da nach beim Fastnachtszug wurde das hübsche junge Paar von der großen Narrenschar herzlich und begeistert begrüßt. Der Zug brachte ein neues Problem, denn einige Tage vor Fastnacht-Sonntag hatte der Winter mit Schneefall eingesetzt und hielt sich hartnäckig. Da eine ganze Menge Pferde im Zug gebraucht wurden gab es Überlegungen ob man wegen der Rutschgefahr (Streudienst moderner Prägung war noch ein Buch mit sieben Siegeln) nicht den Zug aus fallen lassen sollte. Doch trotz mancher Hemmnisse im Vorfeld gab es einen feinen Zug, gutes Wetter und eine Menge fröhlicher Zuschauer.

Besonders unangenehm wurde es für den Verein durch den Wegfall der „Rose“. Es musste wieder in den wesentlich kleineren Saal bei „Merscheid“ umgesiedelt werden und damit stand erneuter Ärger mit den Eintrittskarten ins Haus. Dazu die erste Sitzung am Samstag 29.01. und die Wiederholung dann am Sonntag den 30.1. 55. Die Prunksitzung setzte dann noch eines drauf mit Mittags- und Abendsitzung. Da war für alle Beteiligten natürlich Stress eingebunden. Die Programme der Sitzungen  waren  recht ausgewogen. Einsame Klasse wie immer Gehrigs außenpolitischer Vortrag,  die Garde zeigten erneut mit Holzschuh- und  Matrosentanz  den Spitzenplatz des Beroballetts in dem närrischen Szenarium. Alois Basting und Ernst Grimm gaben ihr Debüt in Einzelvorträgen, die Clownerien Billigen-Heyer und Co wie immer gern gesehen. Exprinz Wilhelm und sein Kumpan Edo Graf waren aus der Ferne angereist und stiegen mit Erfolg in die Bütt. Die Gesangsgruppe gefiel mit politischen Parodien und die Zwiegespräche Roscher-Grimm hatten sich bereits vordere Plätze in der Publikumsgunst erworben.

Heddernheim war auf der Prunksitzung mit einer Abordnung vertreten und die Kolpingfamilie wartete mit Gastvorträgen auf. Natürlich sprach auch der Prinz und es gab die Orden und,  wie es halt so üblich ist. Allerdings zeigte sich, dass zwei Sitzungen an einem Tag nicht das Gelbe vom Ei sind. Die Abendsitzung wurde träge und es fehlte das gewisse Etwas, der Funke, der von den Akteuren zum Publikum überspringt und wieder zurückkommen muss. Alles im Allen waren die Veranstaltungen einschließlich des Preismaskenballes recht erfolgreich und finanziell durchaus zufrieden stellend. Der Carnevalverein hatte inzwischen einen beachtlichen Ruf erreicht, das darf ohne falschen Stolz festgehalten werden.

Am Rosenmontag, den 21. Februar 55, gab es einen Empfang im Hause des Prinzen Ohlig für Elferrat und den Vorstand des CVW.  Exprinz Wilhelm aus Bremen und einige Ehrenmitglieder waren mit von der Partie, so wurde der Nachmittag zu einer Erinnerungs-Sitzung. Da lebte der Rheinbankbund so richtig auf, sie standen  wieder da, die kuriosen, alten Fastnachter längst vergangener Tage, garniert mit einem Schuss Sentimentalität, einer gut gewürzten Portion Humor, weich oder deftig gezeichnete Menschen, von den närrischen Kumpanen vergangener Tage zum Leben erweckt. Wir Jungen saßen, staunten, wurden jedoch auch recht nachdenklich, wie wenig es eigentlich braucht um fröhlich zu sein!

Die närrischen Tage klangen mit dem schon obligatorischen Heringsessen bei Pitt Kellershof aus. Alle Narrhallesen groß und klein hatten sich nach der hektischen Kampagne und dem   Drum und  Dran eine Pause redlich verdient.  Vorstand und Elferrat traf sich am 4. Mai erneut in der „Alten Bauernschänke“ zu einer Abschlussbesprechung. Dazu waren auch alle die  Vereinsvorsitzenden, der sich aktiv am Fastnachtszug beteiligten Vereine, eingeladen. Die Anwesenden zeigten sich recht zufrieden über den Ablauf des Zuges. Selbst der Bahnübergang an der Johannisberger Straße hatte kaum zu Beeinträchtigungen geführt und alle Beteiligten waren begeistert über die große Resonanz im Ort und die tolle Stimmung bei der Masse an Zuschauern, die aus vielen Orten nach Winkel kamen, um den Zug zu sehen. Da einige Vereine auch Zugplaketten verkauft hatten, erhielten diese ihren Anteil vom Reinerlös. Am 11. August traf sich Vorstand und Elferrat erneut um die Termine festzusetzen und es sollte auf der Mitgliederversammlung über die Eintragung ins Vereinsregister berichtet werden. Dann waren ja die „Elferräter“ irrtümlich mit roten Halsorden ausgestattet worden, diese mussten natürlich gegen „blauen“ eingetauscht werden, da die „roten Orden“ nur Prinzenhälse zu zieren hatten!

Am Kerbemontag trafen sich die Mitglieder zum traditionellen Frühschoppen gemeinsam mit den Sängern der Sängervereinigung im „Goldenen Anker“, der natürlich Stimmungs bedingt erst am Abend endete.

Die Generalversammlung des Vereines fand am 24. August im Gasthaus „Zum Taunus“ statt. In der Zusammensetzung des Vorstandes gab es geringe Veränderungen. Eine Aufstellung kann ich mir hier ersparen, da diese im jeweiligen Narrenspiegel ersichtlich ist, auch der Kassenbericht befindet sich in den Vereins-Annalen, muss also hier nicht nochmals aufgeführt werden. Die Neugründung eines Spielmannszuges war ein heiß diskutiertes Thema und erregte die Gemüter. Der Vorstand wurde beauftragt entsprechende Schritte zu unternehmen. Beklagt wurde, dass sich im Verein in der Sommerzeit zu wenig tue, dazu gab es nun natürlich sofort recht abenteuerliche Vorschläge, diverse Ausflüge, Wanderungen, Sommerfest etc. Davon realisiert wurde später ein Besuch der Straußwirtschaft unseres Carneval- und Clownfreundes Achim von Brentano. Das Wetter war herrlich, der Garten so schön. Der Wein war so gut und so preiswert, Heinz Kloos sprühte vor Witz und die Stimmung konnte nicht besser sein - da wurde es sehr, sehr spät. Mit einem Kameradschaftsabend der Tanz- und Gesangsgruppe am 19. Sept. im  „Rheineck“ (hier hat die Gruppe wiederholt Proben abgehalten) dankte der Vorstand den Mitgliedern für ihre Mitarbeit.  Dabei waren auch einige Gäste aus Heddernheim.

Seit geraumer Zeit versuchten Wiesbadener Carnevalisten den CVW zum Beitritt zur Dachorganisation „Wiesbadener Karneval 1950“ zu bewegen. Am 3. August traf erneut ein Brief bei unserem Präsidenten Heinz Kloos ein. Der Vorstand war der einhelligen Meinung, dass es für den CVW nicht in Frage kommen kann, da bereits unter den Rheingauer Carneval- Vereinen die Absicht eine Dachorganisation zu gründen, feste Formen angenommen hatte. Hier sollten vor allem die Termine der einzelnen Veranstaltungen, Umzüge, Haftungsfragen, Gema etc. abgeklärt werden. Diese Vereinigung der Rheingauer hat dann bald auch zu einem regen Austausch von Büttenrednern, Teilnahme an Fastnachtszügen geführt. Als Präsident fungierte Dr. Emil Dahlen aus Lorch, der mit seiner Frau und Töchtern öfters bei unseren Sitzungen präsent war. Vertreten wurde er von unserem Präsidenten Heinz Kloos, Kiedrich und Geisenheim waren ebenfalls im Vorstand der Rheingauer Vereinigung vertreten.

Nach einer Mitteilung des Schriftführers der Rheingauer -Narren-Vereinigung hat die Gründungsversammlung am 1.Oktober 1955 in Mittelheim stattgefunden. Bis zu diesen Zusammenschluss hatte es allerdings einige Vorgespräche gegeben die sich über eine lange Zeit hinzogen. Der Bund stellte eine gute  Lösung dar und führte über viele Jahre zu einem sehr guten und freundschaftlichen Miteinander der Rheingauer Karnevalisten.

In das Jahr 1955 fiel auch das Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr. Am Festprogramm beteiligte sich der CVW mit einer erweiterten Bero-Gesangsgruppe. In dem überfüllten Festzelt ernteten wir mit den Schlagern „Ja, was sind wir doch für Kerle“ und „Das alte Haus von „Rocky-Docky“ stürmischen Beifall. Für die Gruppe war dies eine sehr willkommene Unterbrechung der Sommerpause und gleichzeitig Ansporn für die weitere Arbeit im Verein. Der Sommer hatte für Vorstand und Elferrat reichliche Arbeit gebracht und nun musste recht schnell der 11.11. vorbereitet werden, der kurz vor der Tür stand und der in den letzten beiden Jahren bereits einen Spitzenplatz im fastnachtlichen Treiben beim CVW einnahm. Natürlich sollte manches anders werden. Peter, unser Urnarr und Ehrenkanzler, schimpfte wie ein Rohrspatz über die „Fratzekräm“ weil man einigen „Elferrätern“ immer nachlaufen müsse, und die Orden und die Kappen. Der Elfte kam, wurde zum guten Erfolg und es gab nur fröhliche Gesichter. Peter brachte den Mädels vom Bero-Ballett wieder die obligatorische Schokolade mit, unsere Eleonore, die Gräfin Matuschka kam wie immer mit ihrem ganzen Hofstaat von Vollrads und es erschienen die Familien Strieth, Höltge und Ohligs und wurden von unserem Präsidenten lange und Wortreich begrüßt. Es waren unter Anderem die Gönner, die den Verein immer unterstützten. Diese Extra-Begrüßungen unseres Heinz Kloos wurden allerdings von Einigen, die nicht in den Genuss der namentlichen Begrüßungen kamen, ärgerlich aufgenommen. Da fällt mir Peter Bamm ein, der meinte: „Wenn die Fastnacht kommt mit seinen heiteren und leichtsinnigen Festen, mit dem wir dem Winter so viel von seiner Strenge nehmen, setzen  die Leute, die von Hause voll tragischer Würde sind, die Narrenkappe auf. Und die Narren, die von Natur voll bezaubernder Albernheiten sind, werden oft sehr streng und hängen sich die Maske der Würde und Gerechtigkeit vor’s Gesicht“!

Damit ist eigentlich alles gesagt was sich in der „Tollen Zeit“ so tut und  bewegt und manch kleiner Narr hält den Größeren für den Kleineren!  Trotzdem  konnte die Stimmung nicht besser sein.  Joachim Gehrig, sprach mit seinem kritischen Prolog zu den vielen hitzigen Debatten über die Wiederbewaffnung, die bevorstand und eine gewisse Nachdenklichkeit machte sich im Saal breit, die aber sofort verschwand als der Ehrenkanzler in seinen mundartlichen Kapriolen die „Spatz un Spätzerche“ flatschern lies. Ich habe in der Folgezeit manchen „Rheugauer Mundartartisten“ gehört, davon haben die wenigsten an die unnachahmliche Art von unserem „Alten Peter“, der im normalen Umgang oft so griesgrämig sein konnte, herangereicht. Unsere Mädels vom Bero-Ballett gefielen nicht nur dem Peter und erhielten reichen Beifall für ihre tänzerischen Leistungen. Exprinz Hans ließ im kurzen Rückblick seine Prinzenzeit Revue  passieren und Heinz Billigen und der „Knopphut“ kalauerten in gewohnten Clowns-Manier. Für seinen Lokalvortrag hatte sich übers Jahr so manches angesammelt, dass der Präsident Heinz Kloos seinem lachenden Volke parodierend und singend zum Besten gab. Heinz Billigen, der inzwischen auch zu den erfolgreichen Akteuren des CVW gehörte, konnte mit „Knorzels Umzug“ einen weiteren Erfolg verbuchen.

Dann folgte unsere Gesangsgruppe mit ihrem „Jahres Panoptikum“ mit den umgetexteten Melodien beliebter Schlager sangen sich die Mädels und Jungs in die Herzen ihrer Zuhörer. Mit dem Ehrenmitglied Josef Lay und seinem „Ergötzlichem“ stand die „Gute alte Zeit“ (die auch nicht immer so gut war!) wieder auf.  Uns, das „Zwiegespräch Roscher-Grimm“ begrüßte man stürmisch. Inzwischen hatten wir ja so was wie Status-Symbol erreicht und wurden bei jedem Auftritt gefeiert. Nach einer Strophe seines, des Winkler Liedes, stieg Joachim Gehrig, der großartige Kommentator des politischen Zeitgeschehens in die Bütt und brachte mit seinem Vortrag den Saal zum Kochen und die Eröffnung 55/56 zum Höhepunkt.  Die Sitzung konnte sich sehen und hören lassen.

Nachdem das „Prinzenjahr 55“ mit dem Festzug und allen anderen Primborium für manchen von uns doch recht anstrengend war, ergaben sich auch einige Veränderungen. So schied unser beliebter Urnarr Hermann Becker aus dem Präsidium aus. Da er gleichzeitig noch Präsident der Kolpingfastnacht war, wurde ihm die Doppelbelastung zu viel. Dazu kamen gesundheitliche Probleme. Hermann Becker ist seiner „Narrhalla“ trotzdem immer freundschaftlich verbunden geblieben. Der CVW hat ihm, gerade in den Jahren der Widergründung, manches zu danken. Darüber hinaus blieben seine exzellenten Vorträge, die stets gekonnt von dem Routinier alter Schule dem begeisterten Publikum in seiner unnachahmlichen Art serviert wurden, noch lange im Gedächtnis. Besonders war es sein Parade-Vortrag „Da rappelt der Wecker, dann is‘ es soweit“, der die Erinnerung an einen lieben alten Freund und Erz-Komödianten lange wach hielt.

Gustav Bareuther und Horst Dietmar Lauer hatten sich zu einen prächtigen Schriftführerteam entwickelt, die Kasse lag weiterhin in den bewährten Händen von Herbert Lang und Jakob Welz. Helmi Heyer, Sänger, Clown und Elferräter, wurde immer mehr zum Beschallungsexperten. Mit seinem treuen Gehilfen Willi Kern begann eine lange Lötkolben-Zeit. Wo und wann immer in den folgenden Jahren Mikrophone und Lautsprecher gebraucht wurden, der Lötkolben war immer in Tätigkeit Bernd Hans Gietz war inzwischen zum Allround-Musikus des CVW aufgestiegen und die Beisitzer-Riege hatte sich um einige Mitglieder vergrößert. So konnte die Saison mit der 1. Sitzung am 21. Januar 56 mit frischer Kraft starten.

Mit dem Fanfarenruf der letzten beiden Fanfaren des entschlafenen Spielmanns-Zuges, (Hans Ohlig, Siegfried Richter, Ernst Grimm und Gustav Gorgus stießen ins Horn) begann das übliche Zeremoniell, Einmarsch etc. Das Protokoll, wurde nach der Begrüßung durch Heinz Kloos, von dem nunmehr fest etablierten Alois Basting gehalten. Es tanzte das Ballett, gern gesehen und stürmisch gefeiert. Fine Basting sang ein umgetextetes Weinlied, die Clown Billigen und Eger debütierten und hatten natürlich die Lacher auf ihrer Seite.  Ihr „Na und Schambes?“ wurde bei uns bald zum geflügelten Wort, wenn es mal einen „Hänger“ gab. Wegen dem Tod eines nahen Verwandten war Joachim Gehrig verhindert und Gustav Bareuther brachte daher Gehrigs Vortrag zu Gehör.

Nach dem Beifallumrauschten Vortrag unseres Ehrenmitglied Margret Göttert ging es in die Pause. Leider war unser lieber Bürgermeister und Rheinbankbündler Meder wieder verhindert und nach einem etwas holprigen Fine Basting-Liedes (Texte von gemeinsam zu singenden Liedern müssen nun mal mit den Melodien harmonieren!) mussten Grimm-Roscher in die Arena und die leicht lädierte Stimmung wieder ins Lot bringen. Unser lieber Alt-Narrhallesse Edo Graf war aus Bremen angereist und ließ mit seinem „Bunten Allerlei“ alte Zeiten auferstehen. Die Bero-Gesangsgruppe parodierte „Der deutsche Film bittet zu Tisch und das Publikum ist restlos bedient“ und wurde dafür mit einem Riesenbeifall bedacht. Der steigerte sich noch bei den Clownerien von Billigen-Knopphut-Lauer. Für die folgenden Beiträge von Hirschmann und Hans Ohlig war es dann schwer diese Stimmung zu halten. Danach wurde geschunkelt und geschunkelt und Heinz Kloos ließ wieder einmal die Madam‘ Ev‘ hochleben und warb für den Staatsakt am 12. Februar. – „Und wieder ging ein schöner Tag zu Ende“ konnten die Karnevalisten mit Fug und Recht sagen.

Die Wiederholungssitzung am Sonntag den 22.Januar verlief etwas ruhiger, jedoch in gemütlicher Atmosphäre und Gäste wie Akteure konnten auch mit diesen Abend zufrieden sein.

Es folgte am 5. Februar ein gut besuchter Preismaskenball beim „Hackes“ mit vielen originellen Kostümierungen. Auch hierbei bewies der CVW seinen besonderen Ruf, dies zeigte erneut das große Maskenaufgebot aus allen Orten des Rheingaus. Auffallend war in den folgenden Abenden die Zunahme bei den „Schnorrern“ die in Gruppen oder Einzeln die Lokalitäten durchstreiften und ihre kleinen, oft auch derben Bosheiten, unter die Gäste verteilten. Einige Jahre später hat dies aber zum Teil Formen angenommen, die mit Fastnacht eigentlich recht wenig zu tun hatten. Namenlos ist zwar die Heiterkeit und erlaubt was gefällt, doch wenn Pseudo-Narren witzige Sprüche mit banalen Obszönitäten verwechseln bleibt immer die echte Narretei auf der Strecke. Dabei ist es doch so ein herrliches Gefühl dahinzugehen und nicht bloß tun sondern auch lassen können was man will. Nirgends ist man so allein wie hinter einer Maske. Wenn unsere Nase nicht mehr zu sehen ist, sind wir Namenlos. Das sei hier auch einmal für Jene vermerkt, die eine Larve als Freibrief für Geschmackloses sehen!

Samstag, den 11. Februar schwoften wir genüsslich beim Ball „Unter uns“, war es doch immer  schon die Lieblingsidee unseres Ehrenkanzler Peter, dass die Vereinsmitglieder auch einen eignen Abend, eben Unter uns haben sollten. Allerdings sollten alle kostümiert sein,  darauf hat er immer wieder Wert gelegt. Ja unser lieber, alter Peter, manchmal ein wenig verschroben und kauzig, oft brummelig, doch immer ein goldenes Herz und ein Fastnachter erster Klasse.

Nun bereits traditionsgemäß folgte am Sonntag der Staatsakt auf dem „Kerbeplatz“ Vorstand und der Elferrat waren vollzählig versammelt. Eine recht große Zahl an Zuschauern hatte sich bei dem schönen Wetter eingefunden. Die Gardemädchen schwärmten aus um den Bürgermeister abzuholen und brachten wieder einmal den „Stellvertreter vom Stellvertreter“ Anton Carius, der Chef ließ sich entschuldigen. Alles lief ab wie gewohnt geredet wurde und gesungen. Dann rief man Helau und wieder und wieder Helau. Vom vielen Singen und Rufen heiser aber frohgemut zogen Elferrat und Anhang zum Mittagessen in die Zwickmühe und mancher der alten Kämpen blieb da gar bis zum Manöverball am Abend. In dem abendlichen Getümmel konnte sich der glücklich schätzen, der sich rechtzeitig einen Sitzplatz ergattert hatte. Das war ein Geschiebe und Gedränge wie im dicksten Winterschlussverkauf, man hatte den Eindruck im ganzen Rheingau gibt es nur ein Tanzlokal, die „Zwickmühle“!

Ähnlich, doch nicht ganz so hart war dann der Rosenmontagsball in der „Mausefalle“, dem Gasthaus „Zum Taunus“. Auch reichlich gefüllt, doch konnte man da noch von Tanzen sprechen, die Musik war auch wahrnehmbar. Am Dienstag war dann Ruhe für die Meisten angesagt, am Mittwoch gab es wie gewohnt Heringe beim Pitt Kellershof in der Bauernschänke.

Einer spontanen Eingebung folgend, hatte Heinz Kloos im Elferrat und Vorstand angeregt, einmal den Schweigerts Martin zu besuchen um einige Flaschen Wein zu konsumieren, da der Martin immer in einer ungünstigen Zeit die Heckenwirtschaft betrieb und die wenigsten wegen Urlaub etc. dort einkehren konnten. So sollte ihm durch eine „ Weinprobe“ quasi eine kleine Einnahme vermittelt werden. Schweigert war einer der stillen Straßenfastnachter, bekannt wie ein bunter Hund, der sich die tollsten Kostümierungen einfallen ließ, darum auch immer sofort erkannt wurde, weil er sich solche Mühe gab nicht erkannt zu werden. Doch er war aber auch ein besonders treuer Anhänger des CVW, half als Zugbegleiter etc.  Daher trafen wir uns am Donnerstagabend nach Aschermittwoch bei’s „Schweigerts Martin“ zum Dämmerschoppen. Es sollte kein großer Aufwand betrieben werden, daher gab es nix zu vespern, nur Flaschenwein und Wasser. Wie üblich hatte sich der harte Kern vom CVW versammelt und die Zahl der Anwesenden war überschaubar. Jahrzehnte später wuchs die Zahl derer die dabei gewesen sein wollten, und doch nicht dabei waren, ins Unermessliche.   Dazu häuften sich mit den Jahren die Storys, und die Histörchen über den ersten, dann später  zur Tradition gewordenen „Schlappe-Abend“ liefen sich Blutblasen. Tatsache ist, dass Heinz Kloos bei seiner mündlichen Einladung eigentlich sagte  „Ei bei de Martin könnt ihr aach in Schlappe kumme“! Ob der eine oder andere alte Herr nun wirklich in Schlappen anwesend war, vermag ich nicht zu sagen, so zieht die Saga übers Land, sie klingt so schön, lassen wir es dabei!

Am 12. März tagten Vorstand und Elferrat im „Hotel Nägler“. Dabei kamen die Mitglieder überein, dass am 17.3. ein gemütlicher Abend für die Aktiven und deren Frauen in der Zwickmühle als kleines „Danke Schön“ für die Mühen und Entbehrungen über die sehr strapaziösen Fastnachtstage gemacht wird. Der Termin war schon früher angedacht, daher ergaben die verkürzten Einladungsfristen keine Schwierigkeiten.  Auch wurde beschlossen, die Satzung fertig zu stellen, die Eintragung ins Vereinsregister nun endgültig durchzuführen  und der Generalversammlung zur Beschlussfassung vorzulegen.  Die Eintragung in das Register bei dem Amtsgericht ist dann am 6. November 1956 erfolgt.

Leider stehen mir wenige Unterlagen aus 1956 zur Verfügung. Hier das Schreiben des Amtsgerichtes Rüdesheim:

AMTSGERICHT , Abt. 1     Rüdesheim a/Rhein, den 6. Nov. VR.  109

Betr.: Carneval Verein  „Narrhalla“ Winkel a./ Rhein 

In das Vereinsregister des Amtsgerichts Rüdesheim a/Rhein wurde
heute folgendes eingetragen:

Spalte 1: 1    
Spalte 2: Carnevalverein Narrhalla Winkel, Winkel/Rhg.  
Spalte 3: Die Satzung ist am 3.Oktober 1956 errichtet.  
Spalte 4: Heinz Kloos I. Vorsitzender
  Peter Gietz II. Vorsitzender
  Gustav Bareuther I. Schriftführer
  Horst Dietmar Lauer II. Schriftführer
  Herbert Lang I. Kassierer
  Jakob Welz II. Kassierer

sämtlich in Winkel.
Rüdesheim a./Rhein, den 6. November 1956.
gez. EICHHOLZ, Just.- Ob.- Insp.

Inzwischen hatten sich aber bereits wieder Veränderungen im Vorstand ergeben und zwar waren Heinz Kloos seine Funktionen als Vorsitzender und Präsident des C.V.W, Vizepräsident der Vereinigung Rheingauer Karnevalvereine und Vereinsvorsitzender der Sängervereinigung über den Kopf gewachsen und der Vorstand war seit längerem bemüht, einen geeigneten neuen Vorsitzenden zu finden. Nach einigen Überredungskünsten fand sich Karl Hamm bereit, das Amt zu übernehmen. Der Verein bekam damit einen der liebenswertesten Vorsitzenden seiner Geschichte. Karl Hamm glänzte nicht als großer Redner, dafür waren seine natürliche Herzlichkeit und sein Talent auszugleichen und Wogen zu glätten sprichwörtlich. Er war  eine Bereicherung im Vorstand und jeder arbeitete gern mit ihm zusammen. Bei mir hatten sich berufliche Veränderungen ergeben, dabei blieb keine Zeit mehr für irgendwelche Freizeitaktivitäten. Daher übergab ich die Leitung der Tanzgruppe an Herma Vollmer,  sie war von allem Anfang an dabei und hat manche gute Idee umgesetzt und das Ballett auch tänzerisch weitergebracht. Um die Gesangsgruppe kümmerte sich Gustav Bareuther und  ich konnte mir, wenn auch schweren Herzens, eine Auszeit vom nahenden Elften im Elften erlauben.

Zur Eröffnung der Fastnachtssaison 56/57  betrat der neue 1. Vorsitzende Karl Hamm am 11.11., eskortiert von der Garde des CVW, erstmals die närrischen Bretter in der Narrhalla Merscheid. In launigen Worten bat er das lustige Völkchen um Nachsicht, dass es ihm noch an dem nötigen närrischen Gestus mangele, er aber Willens und durchaus lernfähig sei. Dafür wurde er mit stürmischem Beifall bedacht. Die Garde überreichte die Mützen an den Elferrat, der in alten Hüten einmarschierte .Dann begrüßte der Präsident und es wurde geschunkelt, dann kam der Ehrenkanzler mit seinen ulkigen Sprüchelchen, sprich Protokoll, es folgte Fine Basting auch launig. Heinz Kloos wusste kurios aus Winkel zu berichten. Die „Beludis“ gaben ihr Debüt. Wieder hatte der CVW eine Gruppe, die aus den eigenen Reihen hervorging, und die sofort das Publikum eroberte. BE stand für Bernd Hans Gietz, LU für Ludwig Weber, und DI für Dietmar Lauer. Bald gehörte diese Gruppe zu den gefragtesten und beliebtesten Musikgruppen des Rheingaus. Nach dieser musikalischen und textlichen Glanzleistung  hatten es die nachfolgenden Akteure,  so Franz Eger mit seiner „Drogerie“ und die Bero - Gesangsgruppe sehr schwer, erst Joachim Gehrig konnte die Stimmung wieder steigern. Schade für unseren Freund Emil Dahlen aus Lorch, der mit seinem fröhlichen Redebeitrag am Ende der Sitzung recht unglücklich platziert war. Trotz einigen kleinen Pannen blieb die Stimmung auch nach den Schlussworten des Präsidenten gut und es wurde dann nur noch bis Mitternacht getanzt. Wegen des Volkstrauertages am 18. November gab es keine Polizeistundenverlängerung.

Mit einer Vorstandssitzung Anfang Dezember bei „Merscheid“ endeten die Aktivitäten des Jahres 1956. Zu dem Vorschlag einer gemeinsamen Sylvesterfeier fand sich keine Mehrheit. Zum Einen wegen des Neujahresball der Feuerwehr, und weil der Ball „Unter uns“ an den Fastnachtssamstag im abgelaufenen Jahr nicht gerade erfreulich gut besucht war, wie von Peter Berg grollend bemerkt wurde, „Es könne wieder so eine Pleite geben“. Dann gab es Anregungen für die neue Kampagne, jedoch die erste Sitzung lag noch so weit in der Ferne, hatte doch Heinz Kloos noch einige ganz neue „Witzche“ auf Lager und da musste es gemütlich werden und wie ich mich zu erinnern glaube, wurde es auch sehr spät!

1957
Der Januar brachte nicht nur Vorstands- und Elferratssitzungen, sonder auch eine  harte Grippewelle, die nicht nur die Gesundheit vieler, sondern auch unsrer aller  Nerven so ziemlich ramponierte. Aus dem Grund wurde die erste Sitzung am 26. Januar ein gar rechtes Kunstwerk an Improvisation. Eine geschrumpfte Garde marschiert ein. Der Ehrenkanzler und unsere Ehren- Margreth Göttert fehlten. Heinz Kloos war heiser und die geplante Schulstube vom Bob Kaiser fiel aus. Auch manche der bekanntesten Gesichter im Publikum fehlten. Nach einer anfänglicher Beklommenheit kehrte aber bald die gewohnte Stimmung ins „Merscheide“ zurück. Hier bei dieser Sitzung zeigte sich wieder einmal die Größe unseres Präsidenten Heinz Kloos. Mit seiner Schlagfertigkeit, seiner Kunst zu improvisieren, zu parodieren, fand er immer wieder einen Weg kleine Pannen zu überspielen, Lücken zu füllen und die Gäste  bei Laune zu halten.

So ging die Sitzung wie immer gelungen über die Bühne und das verehrte Publikum zufrieden nach Hause. -  Über den Maskenball am 2.Februar 1957 in unserem Stammhaus Merscheid konnte sich der Kassierer Herbert wahrlich nicht beklagen. Es war wie erhofft „Full House“. Dann trafen wir uns wieder zur Fremdensitzung am 24.02.  Die Grippe war weitgehend abgeklungen. Nur unseren Präsidenten Heinz Kloos hatte sie böse erwischt und aufs Bett geworfen. Joachim Gehrig übernahm die Präsidentschaft und führte gekonnt durch die Sitzung. Nach dem Marsch-Tanz der Garde wurde ausgiebig geschunkelt. Dann zeigte Karl Hamm mit seinen Begrüßungsversen, daß er doch ein richtig närrischer Vorsitzender war.

Peter, unser alter, bewährter Kanzler war auch wohlauf und heizte mit seinem „Wann morjens frieh die Gickel krähe“ im gewohnten Rheingauer Platt fröhlich-deftig ein. Danach tanzte unser Ballett, wie immer gekonnt und reichlich mit Beifall bedacht. Franz Eger, der sich inzwischen zum erfolgreichen Vortragenden entwickelt hatte, kam wie Alois Basting, der spätere Kanzler mit seinem Vortrag beim Publikum sehr gut an und Beide wurden reichlich beklatscht. Von den Gastvorträgen befreundeter Vereine waren vor allem unser Freund Osenberg aus Geisenheim und Uwe Sölbrand, Mittelheim, die besonders gut ankamen. Der eine wegen seiner herzerfrischenden Komik, Sölbrand brachte einen geschliffenen Vortrag, der beinahe das Format von Gehrigs Reden besaß. Die „Drei Beludis“ eine musikalische Bereicherung hatten im  Programm des CVW fest etabliert. Lachsalven löste die komische „Schulstub‘“ mit dem Lehrer Bob Kaiser und den Schülern L. Gehrig, A. Roscher, A. Kaiser, S. Reiz, E. Jirsch, H. Ohlig aus, die dafür mit reichen Beifall belohnt wurden. M. Göttert in der Bütt, bravourös, wie die Gesangsgruppe der Garde und das tanzende Ballett. Danach folgte das Zwiegespräch und es kam dann ein Lied und Joachim Gehrigs Wort zur politischen Lage. Billigen-Knopphut & Co beschlossen dann eine wiederum zu lange Sitzung. Joachim hat immer wieder versucht zu straffen, leider war zu viel in das Programm gepackt und mancher Vortrag zu lang. Trotzdem gab es für alles und jeden reichlich Beifall.

Samstag, 2. März 57 folgte der Vereinball „Unter uns“ bei Merscheid in gemütlicher Atmosphäre, zwar war der Saal nicht gerade brechend voll, doch wesendlich besser besucht als im Vorjahr. So erwartungsfroh eingestimmt auf die närrische Machtübernahme, tanzte alles bis nach Mitternacht. Bei guten Vorfrühlingswetter und bester Laune stieg dann am Sonntag der Schaulauf der Narren, sprich: Närrischer Staatsakt. Die letzten Anhänger hatten sich zu den bereits Wartenden gesellt. Die Musik spielte auf, das erste Hellau erklang und der Bürgermeister wurde geholt, diesmal wirklich der „Echte“, der Narrhalla-Marsch erklang, es wurde geredet, gesungen und gejubelt und Hellau  geschrieen, na das hatten wir  ja schon, es war halt gerade so, wie im richtigen Leben! Eine frohgelaunte Narrenschar zog danach mit Tsching- und Bumsvallera mit der Geisenheimer Feuerwehr-Kapelle in die Zwickmühle zum Manöverball, der ja auch bereits zur Tradition gehörte und wie im Vorjahr überfüllt war. Am Rosenmontag war reichlich Betrieb auf den Straßen und einige Geschäfte hatten geschlossen.

Doch glaube ich, weniger wegen dem Spaß an der Freud‘, eher wegen der vielen Schnorrer die die Läden unsicher machten. Sei es, wie es gewesen sein mag, jedenfalls war Betrieb im Ort, im Gegensatz zu den meisten Orten im Rheingau. So war auch unser großer Rosenmontags-Ball in der „Mausefalle“ (Zum Taunus) mehr als gut besucht und unsere Kasse hat sicher gestimmt. Für unseren Finanzchef  Herbert Lang  mit all seinen Helfern waren die Fastnachtstage sicher die größten Anstrengungen des ganzen Jahres. Immer am Rande des Geschehens, bei dem großen Narrendefilee kaum beachtet oder erwähnt, waren sie es, die für die Finanzierung des ganzen närrischen Jahresspektakels sorgten und garantierten. Da braucht man nur im Lauf der Jahre einmal in einige unsere Nachbargemeinden schauen. Einen Elferrat gab es da immer, doch ist so manche Fastnachtsveranstaltung ins Wasser gefallen, weil die stillen Helfer fehlten! Deshalb hier an dieser Stelle einmal : „Hut ab“ vor unseren Kassendiensten, vom 1. Kassierer bis zu allen, die jemals Kassendienst geschoben haben! Am Aschermittwoch warteten bereits die Heringe bei Pitt Kellershof und Paulchen(Kosename seiner Frau) auf die trauernden Fastnachter um mit der beinahe letzten Alkoholika den Kummer um das Ende der ach so langen und schönen Fastnacht zu ertränken. Den aber endgültigen  Abgesang auf die närrische Zeit sollte es dann bei’s Schweigerts Martin am Donnerstag geben.

Ja, denkste! Das war kein Abgesang, eher eine Kappesitzung! Da konnte man wahrlich sagen: „Platz ist in der kleinsten Hütte“, wie viel wirklich da waren konnte kein Mensch sagen. Es hatte sich wohl rum gesprochen, dass der erste „Schlappeabend“ vor einem Jahr so gemütlich gewesen sei, von „gemütlich“ war aber diesmal nicht zu sprechen, eher waren es gequetschte Verhältnisse. Zum Glück waren die Fenster so niedrig und erlaubte ein müheloses Aus- und einsteigen. Doch die Stimmung übertraf alles bisher Dagewesene. Die Beludis waren plötzlich da, sangen und spielten, Heinz Kloos parodierte, Alois Basting, Joachim Gehrig und wer weis ich noch deklamierten, sangen und die Stimmung stieg und stieg. Es zeigte auch auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis.  Denn trotz des hohen Lärmes den wir produzierten,  gab es keine Beschwerden. Der Abend ist wohl allen in guter Erinnerung geblieben, hat aber auch erneut einiger phantasiereichen Darstellung mancher, die gar nicht dabei waren, ziemlich Nahrung gegeben. Der Gräfin Eleonore, die mit der ganzen Vollradser Mannschaft anwesend war, hat es jedenfalls die Anregung gebracht, überdimensionierte Schlappen aus Filz und Stoff an- zufertigen, diese künstlerischen Impressionen der Gräfin bildeten dann einige Jahre später, als der Schlappeabend nach Vollrads verlegt wurde, dort die Dekoration im Gartensaal des Kavaliershauses. So hatte der als kleiner Dank an einen stillen Mithelfer angedachte Besuch plötzlich Traditions-Status bekommen und die Winkler Fastnacht war um einen Tag reicher geworden.

Nun folgte die bekannte närrische Atempause bis zur Jahreshauptversammlung am 25.Mai. Es standen Vorstandswahlen an. Die „Zwickmühle“ war der Veranstaltungsort und vierundvierzig Mitglieder konnten der Einladung folgen. Über den Verlauf des Abends, die erfolgten Wahlen liegt ein ausführliches Protokoll vor, muss also hier nur in soweit ergänzt werden, dass Heinz Kloos auf eigenem Wunsch aus dem Vorstand ausschied, da er ja als Elferratspräsident automatisch dem Vorstand angehört. Die erforderlichen Neuwahlen wurden von zwei auf drei Jahre verlängert um für Sommerveranstaltungen, Sitzungen etc. eine längere Vorbereitungszeit dem Vorstand an die Hand zu geben. Alle Änderungen der Satzung wurden von der Versammlung einstimmig gebilligt und die Neufassung konnte dem Amtsgericht zur Eintragung angezeigt werden.  -  Leider hatte sich unser Freund Achim von Brentano in den letzten Monaten ohne ersichtliche Gründe rar gemacht und blieb auch der Hauptversammlung ohne Mitteilung fern, dies wurde von den Anwesenden  überaus  bedauert. Damit schied er Satzungsgemäß als Beisitzer im Vorstand aus. Karl Hamm wurde in geheimer Wahl einstimmig zum 1. Vorsitzenden erkoren, die weiteren Vorständler konnten per Akklamation gewählt werden. Von Hans Litzendorf wurde angeregt, dass nur solche Mitglieder als Beisitzer in den Vorstand gewählt werden sollten, die sich bisher vor allem durch die Mitarbeit im Verein ausgezeichnet hatten, oder dies in Zukunft auch tun wollten!

Nachdem notwendigen, doch eher trocken Regularien mischte der Präsident Heinz Kloos mit seinen Versionen über die Winkler Szenerie in gewohnter Art und Weise richtig auf. Dann  wurde mit noch größerem Genuss Gustav Gorgus mit seinen filmischen Impressionen und den verschiedensten Fastnachts-Szenarien in Winkel und  Mainz etc. aufgenommen und mit reichlich Beifall bedacht. Auch hier zeigte Gustav Gorgus seine vielseitige künstlerische Begabung und bewies erneut, welch große, wertvolle Hilfe er für den Verein ist. Ein sehr  zufriedener Karl Hamm konnte mit einem großen Dank an Alle die Versammlung schließen und die nicht minder zufriedenen Mitglieder begaben sich auf den Heimweg .Doch soll auch eine beachtliche Zahl derer, die immer sitzen bleiben, den Kurs zur heimeligen Bleibe sehr spät und recht mühsam gefunden haben, weil ja der Mond sicher auch kein Auge zugemacht hat!

Es folgte die bekannte Sommerpause der Carnevalisten. Für die geschlossene Fahrt zum Burgfest nach Kiedrich waren wenige Vorbereitungen zu treffen. Ein Bus wurde bestellt und  am 3. August da zogelte eine frohgelaunte Meute bei herzlichstem Sommerwetter nach Kiedrich. Dort angetroffen, fanden wir nach einigen Suchen, außerhalb von Kiedrich in Richtung Hausen einige Tische und Bänke, garniert mit einem überforderten Festkomitee, das mit den viel zu geringen Sitzplätzen wie gebissene Löwendompteure zu jonglieren versuchten. Da zu konnte über den Ablauf des „Festes“ respektive  Programm, nur nervöses Achselzucken  erreichet werden. Da gab es für die Winkler Kämpen keine große Aufregung und noch weniger Diskussionen nur einfach: Abmarsch nach Kiedrich. Dort fanden wir auch gleich das gute, richtige und gemütliche Lokal. Hier spulten wir unser eigenes Programm ab, die Stimmung stieg, weitere Gäste fanden sich ein, das Lokal wurde voll und voller, mancher der Gäste und von Unsereiner auch. Der Wein war vorzüglich, die Wirtsleut‘ hoch zufrieden und haben die Winkler Carnevalisten sicherlich in guter Erinnerung behalten. So wurde aus dem 3.August ja doch noch ein Fest, wenn auch ohne „Burg“ und ohne Zutun unseres Brudervereines.

Im September und Oktober gab es noch Sitzungen des Vorstandes, die vor allem das anstehen de Jubeljahr „33 Jahre CVW“ zum Thema hatten. Es sollte wieder ein Prinzenpaar geben mit einem Festzug. Dann das Übliche: Der 11. rückte näher, das Programm sah  recht dünn aus. Nun, der 9.11. kam heran und es hat dann doch zu einem ordentlichen Programm zur Eröffnungssitzung der Winkler Karnevallisten gereicht. Trotz einiger  Krankheitsbedingter Ausfälle und andrer Widerlichkeiten, Heinz Kloos konnte wegen eines Trauerfalles in seiner Familie nicht als Präsident fungieren, wurde allerdings von Joachim Gehrig hervorragend ver treten. Großen Anteil am Gelingen des Abends hatten zweifellos die „Beludis“ die ihre Meisterschaft in der parodistischen Kleinkunst und musikalischen Präzision erneut und erweitert unter Beweis stellten. Dafür wurden sie auch mit entsprechend stürmischem Beifall belohnt. Daneben glänzten natürlich die Mädels vom Bero-Ballett, von Herma Vollmer einstudiert, und Franz Eger, sowie die Clowns Billigen-Lauer-Knopphut in gewohnter Art und Weise. Höhepunkt war wie immer Gehrigs Außenpolitischer Vortrag. Solcher Art gestärkt konnte der CVW beruhigt der neuen Kampagne 1958 entgegen sehen.

Der CVW wird 33 Jahre alt, Schnapszahlen sind dem Narren heilig, zudem nehmen Carnevalisten jede Möglichkeit zum Feiern wahr. Ergo rüsteten wir zum jubeln! Ausgesucht war das Prinzenpaar,  Gisela die Erste, eine Nichte des Präsidenten Kloos, kam ja direkt aus dem carnevalistischen Uradel. Horst-Dietmar Lauer, ihr Bruder fungierte bereits seit langem als Schriftführer und neuerdings als Initiator und Texter der „Beludis“. Prinz Klaus Basting, ein begeisterter Reiter gehörte auch schon  seit einiger Zeit zu den treuen Helfern des CVW. Zudem sahen beide noch sehr gut aus und konnten den CVW ausgezeichnet repräsentieren.

Wir starteten am 18.Januar 1958 mit einem zünftigen Maskenball in einer wiederum überfüll ten „Zwickmühle“. Für die Kassenbesetzung war es eine Qual, doch der Vereinskasse hat es sehr wohl getan. Es folgte am 25. Januar die Prunksitzung mit der Kürung des Prinzenpaares, die Minister wurden ernannt, bekamen Kapp‘ und Stern, dann wurde begrüßt und wieder begrüßt und die ermüdende Prozedur  zog das Programm unnötig in die Länge.  Es ist halt so eine Sache mit der Tradition! Karl Hamm erinnerte in launigen Worten an die Narrheiten des Jahres 1957. Nach dem Protokoll ernteten die „Schulkinner“ von Heinz Kaiser gut in Szene gesetzt, ihren verdienten Applaus. Besonders stürmisch gefeiert wurde ein Gast von der „ebschen Seit‘ Ursula Lenhard, eine Verwandte Karl Hamms, die mit einem Solotanz mehr als gefallen konnte. Leider war  Margret Göttert wieder verhindert.  Durch die Überlänge des Abends war es in diesem  Fall nicht so arg, doch oft kamen Absagen erst kurz vor der Sitzung.  Margret war eine herausragend gute Vortragende und daher auch sehr viel gefragt. Dazu noch Vorsitzende ihres Oestricher Vereines besonders zeitlich gefordert. Margret, war eine besonders liebenswerte Persönlichkeit und unser Ehrenmitglied, nur leider für  Programmplanung öfters ein Problem. Von unseren Altvorderen Kämpen aus der weiten Ferne eroberte Edo Graf die Bütt und  Herzen der Narrenschar. Franz Eger kalauerte als Staubsaugervertreter, Albert Hirschmann grüßte von der Kolpingfamilie und in bester Form tanzten die Mädels der Garde zweimal bravourös. Wir, Ernst Grimm und Heinz Roscher, blödelten uns als Betrunkener und Wachtmeister, oft von Beifall unterbrochen, durch das Zwiegespräch. Meine Devise beim Er-und Bearbeiten der Witze für die Dialoge war immer: Keine Witze erzählen, Witze spielen, so kurz als möglich,  Pointen setzen, einer von Beiden war der Depp, wer war das wohl?  Das hat uns über viele Jahre zu großem Erfolg verholfen. Wie oft erlebt man wie beste Witze „erklärt“ werden und das Publikum langweilen sich.

Der Außenpolitische Vortrag Joachim Gehrigs übertraf wie immer alles bisher Gebotene. Neben seiner besonderen Fähigkeit das Zeitgeschehen geschliffen, parodierend in Form zu bringen, kam sein enormer Fleiß, der seine Verse zu wahren Meisterwerken werden ließen. Er hat lange an seinen Reimen gefeilt, verbessert, neu geschrieben, immer wieder gekürzt, bis seine Vorträge die Fassung besaß, die er glaubte seinem Publikum anbieten zu dürfen. Dazu oft geprobt bis er seinen Vortrag pointiert im Griff hatte. Danach waren ihm Tage vor den Auftritten Hundeelend vor Lampenfieber. Wir, die wir den Könner der literarischen Fastnacht über lange Jahre begleiteten wussten, dass Joachim Gehrig einer der Größten unter den Carnevalisten war  und im Rheingau keiner ihm das Wasser reichen konnte.

Der Gesangsgruppe „Beludis“ gelang es dann noch die Stimmung zu steigern, die drei Jungs hatten sich innerhalb kürzester Zeit eine Spitzenposition im CVW, wie schon früher erwähnt, erobert, und stellten dies am Abend erneut unter Beweis. So kurz vor Ende einer so großen und natürlich auch langen Sitzung war es für die Clowngruppe außerordentlich schwer das Narrenvölkchen  aus dem Häuschen zu bringen. Den Clowns gelang es mit Bravour der Präsident konnte dann zufrieden die froh gestimmte Schar in die Sternenklare Januarnacht entlassen. Auf dem Heimweg wurde eifrig und angeregt von den erheiterten Besuchern der Abend kommentiert und  gelegentlich dadurch einige Einwohner aufgeweckt. Aber da die Straßen - Anwohner Winkels Kummer gewohnt sind, gab es deshalb keine Beschwerden. Es folgten zwei Fremdensitzungen am 5. und 9. Februar mit gleichem Programm, garniert  mit einigen originellen und manchem bekannten Wandervortrag, unserer befreundeten Vereine.

Es folgten die hohen Feiertage und der Samstag brachte eine recht beachtliche Zahl kostümierter Carnevalisten zum „Hackes“ (Ortsüblicher Name vom Hotel Merscheid, der Inhaber Josef Merscheid war Metzgermeister, daher Hackes) Wie schon gewohnt herrschten enge Verhältnisse, doch dies tat der Stimmung keinen Abbruch. Getanzt und geschunkelt wurde was das Zeug hielt. Ehrenkanzler Peter sah man hochzufrieden, wie selten. War nun sein Wunsch endlich mal richtig in Erfüllung gegangen, unter Uns, ohne großes Programm, nur zur Entspannung aller Mitwirkenden und Helfer des Vereines. Nun war da noch die Sekt bar im ersten Stock, die ja auch besucht sein wollte! Für manchen Fastnachtsmatator wurde, wenn es seine oft recht schmalen Finanzen überhaupt gestatteten kaum eine Erholung. Müde, doch sehr zufrieden, gab es eine kleine Portion Schlaf, denn der Höhepunkt am Sonntag mit dem Staatsakt auf dem Rathausplatz sollte ja besonders festlich begangen werden. Wie nicht anders zu erwarten, zeigte sich auch der Wettergott besonders freundlich und so strömte viel Volk zusammen um den Prinzenpaar und den närrischen Komitee zu huldigen. Die Menge sie staunte, natürlich kamen Prinz und Prinzesschen hoch zu Ross, entsprechend gab es viel Jubel für das hübsche Paar. Dazu wurde gesungen, noch mehr geredet, der Bürgermeister-Stellvertreter übergab wie üblich die Rathauschlüssel und wieder wurde geredet, die Geisenheimer Musik spielte und alles war Jubel und Trubel und noch mehr Heiterkeit, wie es sich eben so im närrischen 33-ten Jahre gehört. Fröhlich gestimmt und bestens gelaunt zog dann die Schar fast traditionsgemäß zur Zwickmühle. Dort konnte, wer es schaffte, in dem überfüllten Haus, zu tanzen versuchen.

Am Rosenmontag trafen sich Vorstand, Elferrat, Ehrenmitglieder und die Gardemädels  im Hause-Basting-Linke. Der Prinz hatte zum Empfang geladen. Nach den mehr als gelungenen Veranstaltungen des Vereines im Prinzenjahr war selbstredend die Fröhlichkeit mit in die gastlichen Räume eingezogen. Küche und Keller boten das Beste und das löste sehr schnell die Zungen. Allerlei Späße, mehr bekannte als neue Witze machten die Runde. Unser „Knopphut“ verstand es in seiner Art, auch jene Kalauer mit den längsten Bärten unter die Leute zu bringen und alles kugelte sich vor Lachen, weil er es wie selten einer verstand, Witze zu erzählen. Dazu fand sich Gereimtes zu manchem auf das man sich keinen Reim machen konnte In einem Satz: „Fasenacht in Reinkultur“. Bedauernd mussten wir „Narren vom Dienst“ uns von der illustren Runde verabschieden weil die Pflicht rief.  Kassenbesetzung war gefordert, in der Mausefalle fand ja unser Maskenball statt und die ersten Masken warteten bereits vor der Tür. Selbstverständlich ein volles Haus und damit ein zufriedener Kassierer mit einer gut gefüllten Kasse! 
Der Fastnachts-Dienstag sah dann einen kleineren Kreis im Gründungslokal des Rheinbankbundes, im Rheingauer Hof. Hier ging es nun nach den Turbulenzen der letzten Tage recht ruhig zu. Lediglich die durchziehenden Schnorrer Gruppen sorgen für den entsprechenden Trubel und bedachten uns mit den entsprechenden Sprüchen. Manche jener als Großmütter verkleideten Rambo-Narren ließen manche Sätze los, bei denen, wie man da zu sagen pflegt, „Kein Etikett drauf war“. Da gab es rüde Witzeleien mit Fäkalien Touch, Geschmacklosigkeiten die nur langweilten. Erfreulicher Weise kamen auch viele Maskierte originell verkleidet deren einziges Anliegen das Entlarven der Nichtigkeiten war. Dafür ist die Fastnachtszeit wie geschaffen und der rechte Narr wird den leichten Schlag mit der geistigen Pritsche des humorigen Schnorrers lächelnd parieren, auch wenn ihm inzwischen ein anderer mit dem Schläuchelchen sein Weinglas geleert hatte. Der wahre Humor, er grinst eben nicht - er lächelt!

Am Aschermittwoch folgten die Heringe und die sauren Gesichter. Doch dann beim Schweigerts Martin am „Schlappe-Donnerstag“ hellten sich die verknautschten Gesichter wieder auf und nach dem ersten Schoppen meinte schon der eine oder andere, dass man ja eigentlich ruhig wieder weitermachen könne! Doch vorerst kehrte Ruhe ein, denn das tolle Treiben hatte manchen Kämpen doch arg gebeutelt und mit den Finanzen war sicher auch kein Staat mehr zu machen.

Mitte März tagte dann der Vorstand im Weinhaus Nägler um die Jahreshauptversammlung vorzubereiten. Nachzutragen wäre noch 1 Sitzung des V. d. K. Verbandes Winkel am 1. Februar, die im „Alten Brauhaus“ stattfand und zum größten Teil von den Aktiven des C.V.W. gestaltet wurde. Jakob Welz, Vorsitzender des V. d. K., gleichzeitig Vorstandsmitglied im CVW, ihm konnte keiner von uns Aktiven die Bitte abschlagen,  seiner V. d. K. Sitzung“ durch einige Programm-Beiträge zu helfen. Wir hatten ein sehr dankbares Publikum, die Stimmung war großartig und der C.V.W. konnte einiges an Sympathie hinzugewinnen.

Von der Generalversammlung liegt mir leider kein Protokoll vor. Die Versammlung fand am 10.Mai 1958 im Gasthaus „Zwickmühle“ um 20 Uhr 11 statt. Anwesend waren ca. 40 Mitglieder. Wie meist üblich, gab es den raschen Ablauf der Regularien und es folgten die entsprechend einstimmigen Entlastungen. Zwei neuer Kassenprüfer wurden gewählt. Zu dem Punkt 7. Anträge und Wünsche (wurde in der Einladung hingewiesen) gab es eine wenig erfreuliche Vorgeschichte vom Vorjahr. Da wurde jemand zum Ehrenmitglied durch Zuruf vorgeschlagen, der ein lieber, angesehener, ruhiger Fastnachter war, dessen Meriten um den Verein sich aber in recht bescheidenen Grenzen hielten. Nun, der Antrag war gestellt und der  Vorsitzende musste laut Satzung abstimmen lassen. Wie öfters zu beobachten ist, fand sich keine Gegenstimme und der Antrag wurden angenommen, der Verein hatte ein weiteres Ehrenmitglied und zwei oder drei Mitglieder traten aus dem CVW aus. Sicher hatten Jene ihre Verdienste um den Verein höher eingeschätzt. Auf seiner nächsten Sitzungen, beschloss der Vorstand, dass in Zukunft Wünsche und Anträge 14 Tage vor einer Hauptversammlung  dem Vorstand einzureichen sind, damit dieser prüfen kann ob überhaupt entsprechende Voraussetzungen für eine Ehrenmitgliedschaft gegeben sind. Trotz allem wird es auch in Zukunft immer mal unterschiedliche Meinungen über die Wertigkeit von Verdienste, die sich der einzelne um einen Verein erworben hat,  geben. Es gehört nun mal zum Menschlichsten, die eigenen Leistungen meist höher einzustufen als die der Anderen. Da bleibt natürlich der Frust nicht aus und dann reagiert man oft zu schnell. Auch ich bin da keine Ausnahme, nur einige Jahre später und aus einem völlig anderen Anlass. Darüber werde ich  wenn es so weit ist zu berichten wissen.

Zum Abschluss der Generalversammlung brachte Gustav Gorgus seinen Farbfilm „Die närrische Wochenschau“ einen Rückblick der Kampagne 1957/58. Da unser Gustav auch bei seinem Hobbyfilm mit künstlerischem Blick und die bei ihm ja bekannte  Akkuratesse und einem schelmischen Augenzwinkern  das närrische Treiben der verflossenen Fastnachtszeit Revue passieren ließ, brachte uns Allen einen wirklichen Genuss,  dem Gustav einen Riesenapplaus und dem Abend einen besonders guten Abschluss.

Der Sommer sah zwei Vorstandssitzungen, die mehr oder weniger recht fröhliche Zusammenkünfte waren, da der Verein finanziell gut dar stand  waren die Vorständler recht zufrieden.

So war der Knophut, der in der Hauptsache seine Witze in die Runde warf und von Heinz Kloos dabei kräftig unterstützt wurde, der Akteur  beider Abende. Am Rande wurde der nächste Narrenspiegel behandelt, Inserats-Preise festgelegt, Joachim Gehrig bat erneut um Beiträge aus dem Elferrat für den redaktionellen Teil. Ja und dann ging man wieder einmal zufrieden und fröhlich gestimmt nach Haus mit dem guten Vorsatz: Es muss was getan werden!  Solcher Art vorbereitet, konnte die neue Saison der Fasenacht am 8. November anlaufen! Der Narrhalla-Marsch erklang, Elferrat mit Garde marschierte ein und wurden mit launigen Worten vom Vorsitzenden Karl Hamm begrüßt. Die Garde überreichte die neuen Narrenkappen, dann sangen wir gemeinsam und Heinz Kloos begrüßte erneut und ganz be- sonders lange einige Extra-Gäste und ärgerte damit manchen der anwesenden stillen Helfer  Alois Basting hatte sich inzwischen zu einem profilierten Kanzler entwickelt und erhielt viel Beifall für sein gekonntes Protokoll. Roscher-Grimm als Lehrer und Schüler konnten mit dem Applaus auch recht zufrieden sein. Die Garde, resp. das Ballett, tanzte ausgezeichnet wie immer. Dem Chambes soi „Schlussverkauf“ etwas antiquiert, dafür die Clowns Eger-Billigen sehr gut. Man kann sagen: Die einsame Spitze des Abends waren  „Die Beludis“. Leider war  Joachim Gehrig  wegen Krankheit verhindert.

Eine kurze aber ganz besondere närrische Kampagne wird es werden, im Jahr 1959 dachten wohl die Meisten und der Anfang wie gehabt: Ein wenig Ratlosigkeit über die Mitwirkenden, eine Priese Ungewissheit über das Programm und die Gewissheit „Es kommt wie es kommt“, die unser Präsident  ständig wie eine unsichtbare Fahne vor sich herflattern ließ. Eine spontane Eingebung, ich glaube die Idee stammte vom Bob Kaiser, die später realisiert, dem CVW eine grandiose Fastnacht brachte. Vorerst verlief alles wie immer, sofort nach Neujahr Vorstandssitzung im Rheineck. Es ging um Programm und Kassenbesetzung etc. der Maskenbälle, am 10.Januar, Zwickmühle, am 31.Januar und 9.Februar Gasthaus Taunus, es waren die Anliegen unseres Kassenchefs. Die Einlassungen zur „Prunksitzung“ am 24.1.59 bei Merscheid waren wie meistens wenig prunkvoll. Da gab es wie gewohnt einige Fragezeichen, zumal die prächtigen „Reiseclowns“ Billigen-Eger ständig auf Tournee durch den Rheingau und mehr unterwegs gastierten, die Ehren Margret ebenfalls oft mehr als fraglich einzuordnen war, leider.

Dazu kamen noch die gesundheitlichen Ausfälle. Wie immer half nur unser gesunder Optimismus. Der dann doch eine recht ordentliche Sitzung bescheren sollte. Da marschierte die Garde ein und meldete dem Präsidenten und unser Heinz Kloos begrüßte wie immer umfangreich und lang. Karl Hamm, der Vorsitzende begrüßte auch, angenehm, fröhlich und kurz. Der Kanzler Alois Basting brachte eines seiner besten Protokolle. Herma Vollmer ließ die Puppen, sprich Garde tanzen, danach sangen Alle: “In vierzehn Tagen ist alles vorbei“ vom Vorständler Gustav Bareuther getextet, der in den letzen Jahren öfters mit seinen guten Liedern zum Gelingen der Sitzungen beitrug. Heinz Billigen führte die Hula – Hup Technik in seiner nicht alltäglichen Form vor und erntete natürlich einen Riesenapplaus. Roscher-Grimm konnten mit ihrem Zwiegespräch die Stimmung noch steigern. Dann kam der Gast aus Mittelheim und Gemeindevertreter Reimann lenkten die Stimmung wiederum  in ruhigere Bahnen. Leider war unser Edo aus Bremen erkrankt und auch die Weinkönigin fehlte. Margret Göttert kam verspätet aber dafür sehr originell als Hallgartener Jungfer.  Natürlich am erfolgreichsten, mit dem größten Beifall bedacht wurden, die Gesangsgruppe „Die Beludis“ und selbstredend Joachim Gehrig mit seiner Außenpolitik. Ohne die Leistungen von Knopphut, den bekannten Clowns, (die es doch noch geschafft hatten!) des Ballett‘s  zu schmälern, kann ich sagen: Alles war gut, eine runde Sache! Jeder hat sein Bestes gegeben und der Abend war ein besonders guter Start in das neue Narrenjahr 59. Wie nicht anders zu erwarten und bei Winkler Narren üblich, soll es spät geworden sein!

„In Winkel ist die Revolution ausgebrochen“ so konnte man meinen wenn man das Treiben des Carnevalvereins am Fastnachtssonntag beobachtete. Der Rathausplatz war wegen Bauarbeiten nicht zugängig und so gab es keinen Staatsakt. Dafür tummelte sich jede Menge finsterer Gestalten und noch mehr Zuschauer im Hof der Volksschule. Dort hatte sich  ein wildes „NÄRRISCHES REVOLUZIONSTRIBUNAL“ etabliert. Komiteeter und Vorständler, außer Heinz Kloos, er bestand auf feinen Zwirn, Alois Basting und Jakob Welz musste ihm zur Seite stehen. Ja was sein muss, das musste wohl sein! Wir anderen vom Komitee und Vorstand fühlten uns jedenfalls im Räuberzivil Pudelwohl, ja  und die riesige Menge närrischen Volkes das sich bei herrlichem Wetter einfand,  spendete reichlich Beifall. Die Persiflage auf den Umsturz in Cuba vor einiger Zeit durch Fidel Castro war der gelungene Ersatz für den Staatsakt, dem eine Auffrischung gut zu Gesicht stehen konnte. Manches wird durch zu vieles wiederholen selten besser. Daher war die spontane Idee, vom Kaiser Bob, mehr als gut geeignet ein wenig Abwechslung in eingefahren Rituale zu bringen. Am Rosenmontag zogen wir mit einer kleinen Gruppe nach Rüdesheim um das Finanzamt zu stürmen. Nachdem Heinz Billigen und Franz Eger, unsere Paradeclowns die Konfettikanone in Stellung brachten ergab sich die Finanz-Bastion. Von den Bediensteten wurden wir freudig begrüßt, mit köstlichstem Trunk gelabt, hatten wir doch die Zinsknechte von ihrer schweren Arbeit für eine kurze Zeit befreit. Ein Riesengaudi, die Presse hatte ausführlich darüber berichtet.

Vom 8. Februar, dem „Närrischen Revolutionssonntag“ an, konnte man annehmen, dass die Narren des Rheingaus alle bei uns in Winkel versammelt waren. Der Manöverball beim „Zwick“ und der Maskenball am Rosenmontag in der „Mausefalle“ (Taunus) übertrafen alles bisher erlebte. Selbst der sonst eher ruhige Dienstag sah erheblich mehr Straßenfastnachter  als in den vergangenen Jahren. Unser Vorsitzende Karl Hamm erbarmte sich der  „Einsamen Fastnachter- Frauen“  und lud sie zum Kräppelkaffee ein. Darüber waren natürlich unsere Damen gar nicht böse! Erst am Aschermittwoch zeigten sich die Kampfspuren der goldigen Fasenacht. Die Helden waren heiser und müde von den erheblichen Strapazen, daher traf sich nur ein kleines Häuflein Unentwegter bei  Fine Basting zum Herings Essen. Zum Schlappe - Donnerstag waren die Gesichter dann  wieder entspannt und fröhlicher. Entsprechend größer war die Zahl der Narren die sich zum endgültigen Kehraus bei Schweikerts Martin einfanden.

Es folgte die bekannte Verschnaufpause, die sich alle Fastnachtskämpen der rebellischen Tage in diesem Jahr ehrlich verdient hatten. Nach einer, im wahrsten Sinne des Wortes, närrischen Kampagne die unter den denkbar düstersten Vorzeichen begann und sich dann zu einer der erfolgreichsten im Dezennium gewandelt hatte.

Am 21. März trafen sich die Aktiven zum gemütlichen Beisammensein in der Bauernschenke. Wie üblich bei Treffen des „Stammpersonals“ ließ man nochmals die letzten Wochen Revue passieren. Der Knopphut und der Eger Franz kalauerten, Heinz Kloos kochte nochmals die bekannte „Gadesupp“ und die „Madam Ev‘“ auf. Es wurde viel gelacht und alle waren rundum zufrieden. Doch der Ruhm von Gestern zählt nicht mehr und der von Heute schmilzt schon sehr und der von Morgen? gibt noch gar nichts her! Daher fand unser Vorsitzender auch ein paar mahnende Worte, ab und zu ein wenig an die kommende Saison zu denken. Hatte sich ja in der Vergangenheit gezeigt, dass die Programmgestaltung öfters ein Vag Banque Spiel war und die Vorarbeiten dazu früher einsetzen sollten. Zumal im kommenden Jahr wieder ein Zug angedacht war. Karl Hamm bekam freundlichen Beifall für seine Worte, es wurde freundlich  und noch fröhlicher geplaudert, dann ging alles froh und heiter gestimmt nach Hause. Ob es Ideen gebracht hat?

Es folgte ein langer Sommer zum Nachdenken, der vom Präsidenten mit einer Einladung zur Arbeitssitzung am 26. September in die Strausswirtschaft Eger, unterbrochen wurde. Hier mahnte Heinz Kloos die bessere Mitarbeit an und erinnerte an die Worte von Karl Hamm. Nur, die unsicheren Kantonisten die es betraf, davon fehlten die Meisten. Es war gegen die Wand gesprochene - goldene Worte!

Nun, der 11. im 11. kam am 14. November in ein volles Haus wie gewohnt. Der Elferrat parodierte die Musterung Jahrgang 22. Der Vorsitzende gab den Startschuss mit einer launigen Eröffnungsrede, dann wurde es natürlich richtig närrisch als Heinz Kloos die versammelten Narren begrüßte. Alois Basting routiniert als Kanzler in der Bütt. Danach wurden unsere Beludis gleich stürmisch begrüßt und nach ihren “Ein Schiff ist aus Eisen“ kamen sie ohne Zugabe nicht von der Bühne. Wir, das Zwiegespräch Grimm-Roscher, bekamen mit unseren Blödeleien wie immer reichen Beifall. Doch sollten wir zum ersten Mal von einem Neuling auf der närrischen Bühne ausgestochen werden. Es kam „Es Williche“ Willi Faust, ein Original, der das Publikum zu Tränen rührte, allerdings vor Lachen! Wie er vom “Vadder, dem Hund un ich soin Kind“ in der Bütt deklamierte, da blieb kein Auge trocken. Der Carnevalverein hatte ein Unikum gewonnen, dessen skurrile Vorträge später immer großen Beifall hervorriefen.

Unser Freund Emil aus Lorch, der Vorsitzende der Vereinten Carnevalvereine Dr. Dahlen überbrachte humorvoll die Grüße des Verbandes und nachdem ordentlich geschunkelt war, lachten alle über den lustigen Schambes, Franz Eger. Nach der Pause erzählte Heinz Kloos vom Italienischen Flair, die Beludis sangen mit ihrem Potpourri das Publikum regelrecht von den Stühlen. Da wurde es für die Margret  sehr schwer ein  Ansteigen der Stimmung zu erreichen. Es folgten die Clowns Eger-Billigen mit reichem Beifall und den Schlussakkord setzten die Beludis. Schlussansprache wie immer, dann wurde getanzt und wie! Hoffnungsfroh sahen wir nach dieser prächtigen Sitzung der neuen Kampagne entgegen.

soweit die Vereinschronik des CVW, geschrieben von Heinz Roscher

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