Winkler Carnevalverein punktete bei großartiger Kappensitzung mit vielen jungen Narren
In Winkel ist die Fastnacht jung geblieben und das, obwohl dem diesjährigen Motto entsprechend ,,In Winkel seit Jahrzehnten schon - die Saalfastnacht hat Tradition", dieser Fastnachtsspaß eigentlich schon sehr alt ist. Dass Tradition aber keinesfalls Stillstand bedeutet, das konnten die Gäste der ersten Kappensitzung des Winkler Carnevalvereins Narrhalla hautnah erleben: Die Winkeler Narren gestalteten ein fünfstündiges Programm voller Spaß, Witz, Humor und Kokolores und die Hälfte der Akteure auf der Bühne waren ganz junge Narren.
Gleich zu Beginn ergriff Sitzungspräsident Markus Stoll das Wort und führte dann gut gelaunt durch den Abend und die Nacht. Stoll machte seine Sache wieder großartig, dem ehemaligen Kindersitzungspräsidenten, Kinderprinz und erwachsenen Prinz liegt die Fassenacht einfach im Blut. Und in diesem Jahr bekam Stoll erstmals Verstärkung: der neue Vizesitzungspräsident Patrick Halbritter absolvierte in der zweiten Hälfte des Abends ein Sitzungspräsidenten-Praktikum. Patrick Halbritter aus dem legendären Winkeler lmmerheiser-Fastnachtsclan s ebenfalls von Kindesbeinen auf der CVW-Bühne zu Hause, entstammt aus adeligem Fastnachtsgeschlecht und rockt die Bühne nicht nur jedes Jahr als brillanter Büttenredner, sondern auch als Hahn im Korb beim Gardeballett. Schon bald will er in die Fußstapfen von Markus Stoll treten. Dass ihm das schon im Blut liegt, bewies er am Samstagabend.
Eine Premiere gab es dann gleich beim Einstieg in den bunten Abend: Zum ersten Mal waren auch die Allerkleinsten des Vereins bei der großen Sitzung zu Gast - die Dotzelgarde eröffnete das Programm mit einem lustigen Ghostbusters-Tanz. Die 15 kleinen Tänzer und ihre Trainerinnen Lea Steinheimer und Elena Carius bekamen den verdienten Riesenapplaus.
Das närrische Protokoll wurde in gewohnt humorvoller Winkeler Art von Kanzler Michael Schäfer präsentiert. Er hatte wieder einmal alles festgehalten, was in Land, Kreis und Stadt passiert war und servierte alle diese Ereignisse wortgewaltig mit dem Blick in den Narrenspiegel und hatte den Vater Rhein im heißen Sommer wahrlich in seinem Bett gesehen, die „zu satten“ deutschen Fußballer beim Köfferchen packen in Russland beobachtet, den Brexit in England kommentiert, das Aufstellen einer goldenen Erdogan-Statue in Wiesbaden zu Nonsens erklärt und den Otto-Katalog, aus dem er als kleiner Junge alles, was sein Herz begehrte, ausgeschnitten hat, betrauert.
Königliche Grüße richtete dann das diesjährige CVW-Kinderprinzenpaar an seine närrischen Untertanen: „Feiert die Fastnacht wie es Sitte und Brauch und liegt nicht zu Hause auf dem faulen Bauch“, forderten Prinzessin Regina Steinmetz und Tom Schlenther. Ihre Tollitäten, Prinz Tom, Gebieter über Dur und Moll und Wellen und Wogen, edler Herrscher des taktvollen Schrittes zu Winkelorum und Ihre Lieblichkeit, Prinzessin Regina, adlig getaufte Regentin aller Pedale und rollender Untersätze, edle Jungfer im Reich von Winkel-Ost zu Vinicella machten ihre Sache prima. Perfekt wurde der königliche Auftritt durch die CVW Kindergarde mit ihrem prachtvollen Gardetanz unter der Leitung von Melanie Derbeck-Lurz.
Als närrische Wintersportlerin kam Sabine Fladung in die Bütt, die das ,,Waldbaden" für sich entdeckt hatte: „Doch eh ich mich zum Bad begebe, tut manche Frage sich erhebe: Muss ich an so nem Badetage, auch en Badeanzug trage? Wird, selbst wenn man sicher friert, auch en Bikini toleriert? Und ich wusste auch noch nicht: Besteht do Badekappepflicht? Wie sollt ich dann im Wald do drinne, eigentlich die Badbütt finne?“.
Die nächste Nummer zeigte dann wie-der welches Potential der CVW durch seine engagierte Jugendarbeit hat: Mit einem urkomischen Zwiegespräch über eine Urlaubsreise nach Amerika, wo Blondinen genauso beschränkt zu sein scheinen wie überall auf der Erde, sorgten Paula Firle und Rosalie Barske unter der Leitung von Anna Krummeich und Kerstin Brudy für Furore. Weiter ging es mit dem CVW-Jungstar Christoph Stavridis, der einst als Kinderprinz gleich zwei Amtsperioden ab-solviert hatte. Jetzt hatte der junge Mann sein erstes Schülerpraktikum im Ausland absolviert: „Ich hab mich als Fußballtrainer in Griechenland beworben, die Zeit und Mühe waren wirklich verloren. Denn was die Griechen zur Zeit gar nicht wollen, ist jemand aus Deutschland, der sagt, was sie tun und lasse sollen. Hab in der Klasse dann gefragt, was die anderen so machen, die kamen echt auf die tollsten Sachen: Ein Klassenkamerad von mir sagte, er weiß es genau, er wollte ins schöne Hallgarten, das wäre sehr schlau: Doch was soll ich Euch sagen, der wusste nicht Bescheid, für so etwas Schlimmes war er dann doch nicht bereit. Ausland musste es nicht unbedingt sein, nur ein eigenes Völkchen mit anderen Gebräuchen wär fein. Da dacht ich mir: Norwegen, da ist es friedlich und still, ein Ort an dem ich von meiner Familie entspannen will". Wunderbare Tanzformationen mit tollen Hebefiguren und einer gewaschenen Zugabe hatten auch die „großen“ Gardemädchen des CVW zu bieten: Daniela lmmerheiser, die mit Mutter Nicole und Yvonne Scheer-Bouffier auch die Truppe trainiert, Lisa Zimmer, Pauline Kirschke, Chiara Denzer, Patrick und Tanja Halbritter fegten auch später beim Showtanz noch als tolle Katy Perry-Doubles mit mehrfachem Kostümwechsel über die Bühne und wollten alle Vizesitzungspräsident Patrick Halbritter heiraten.
Ein gelungenes Debüt auf der CVW-Bühne gaben Mathias Reinhard und Nils Carius als herrlich schräge „eineiige Zwillinge“ ab: Allein der Größen-unterschied der beiden Narren, die ausgerechnet an Altweiberfastnacht während der Party auf der Entbindungsstation das Licht der Welt erblickten und auf keinen Fall vertauscht worden sein konnten, sorgte für Lachtränen. Dass nur die Mutter die Zwillinge auseinander halten könne, glaubte im Publikum niemand so recht, da halfen auch nicht die verschiedenfarbigen Socken des völlig gleich gekleideten Paares.
Nach nur einer kurzen „Pause“ mit einer Schunkelrunde mit den beiden bewährten CVW-Musikern Franz Georg Eger und Dr. Axel Bau kam der nächste Angriff auf die Lachmuskeln: Patrick Halbritter räumte als echter Fast Food Fan mal so tüchtig mit allen Vorurteilen über Müllberge bei Burger King auf: „Des is mir grad emol egal“. Auch gesundheitliche Bedenken hatte Patrick nicht: „Ich werd weiterhin mein Happy Meal esse und es ist nur schlecht für mich, wenn die des Spielzeug vergesse“.
Nach der Pause ging es dann gleich wieder in die Vollen, als die CVW-Tanzschläppschen einen wunderschönen Tanz mit tollen Schwarzlichteffekten zeigten, der die „Büroangestellte“ Lea Steinheimer in eine wunderbare Fantasy-Welt entführte: Britta Friedrich, Elena Carius, Jennifer Lang, Juana Mulz, Michelle Greifenstein, Myriam Jendreizeck, Nadine Ruppershofen, Rhoda Mulz und Sandra Maus sorgten unter der Leitung von Christina Charisse für einen echten „Dream of Fantasy“.
Als „Frau Ibbeldra“ bekannte die „Ehrennärrin“ des CVW, Magda Miltner, wie übel sie mit ihrem Mann dran ist: „Letzt war er widder fort i.md hot zuviel getrunke. Morjens war des Bett leer und ich bin erst mol die Zeitung hole gange. Do lag er vor der Haustür und schlief. „Wenn de die Klingel nit mehr finds, dann hättst de doch nach mir rufe könne“, habe ich ihm gesacht. „Ei, ich wusst Dein Name nit mer“ habe der Ehemann geantwortet und Magda stellte gemeinsam mit dem Publikum fest: „Gell ich bin ibbel dra!“. Auch, dass sie die schlechteste Köchin sei, stellte ihr Mann fest: „Unsern Hund ist der einzige im Ort, der nicht am Tisch bettelt“.
Nicht fehlen durfte der unverwüstliche Feuerwehrmann Schorsch, der mit seiner Schwiegermutter im Dauerstreit liegt: „Letzt kam se mit einem Hexeschuss und do hab ich gesacht: „Des kann gar nit sei, ich hab noch nie gehört, dass die Hexe uff die eigene Leut schieße“. Auch ihr Argument, er trinke zu viel, selbst wenn er gar keinen Durst habe, tat Franz Georg Eger gekonnt ab: „Du guckst jo aach in de Spiegel, obwohl du gar nit schee bist!“.
Für echte Lachtränen um Mitternacht sorgte dann der närrische Kreuzfahrer Julian Link, auch er war einst CVW-Kinderprinz, mit einer geschliffenen Rede über einen gewonnenen Urlaub mit Vater und Mutter auf hoher See. Vor allem wie Vater Link in bestem Rheingauer Dialekt bei der „Haute Volaute" bestand und sich dann auch noch an einem Lobster den Kiefer ausrenkte, war köstlich. „Nie mer Käs -nur noch Fromage“ heißt es nach dieser Kreuzfahrt bei Familie Link.
Für einen Stimmungshöhepunkt im Saal sorgte dann auch der ehemalige CVW-Sitzungspräsident Tobias Jendreizeck als temperamentvoller Helikopter-Pilot mit Propeller auf dem Kopf und seinen drei groovy Girls Juana und Rhoda Mulz und Ehefrau Myriam Jendreizeck. Unter dem Motto „Mein lieber Herr Gesangsverein" brachte er mit Liedern wie „Hubschrauber Heinz 117" und „Volare" den Saal zum Kochen und das Publikum sang lauthals mit. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wäre froh über solche Truppenverstärkung: In kampfbereitem Camouflage-Outfit tanzten Antonia Leydecker, Denise und Evelin Masuch, Eva und Lena Krayer und Jessica Firle unter der Leitung von Melanie Derbeck-Lurz und Anna Krummeich militärisch exakt bei ihrem Showtanz „In the Army“.
Eine besondere Variante eines neuen Rheingauer YouTube-Kanals hat in Winkel Einzug gehalten: Um mit der Zeit zu gehen und die modernen medialen Möglichkeiten für den Rheingau voll zu nutzen zeigte die närrischste Winkeler Familie lmmerheiser-Halbritter dem Publikum ganz neue Wege: ,,Influencer“ Harald lmmerheiser er-klärte seiner Mutter Hannelore, wie man den Touchscreen bedient und ließ seine abgefahrenen YouTube-Videos mit Danielas Schminktipps mit gemahlenen Rebläusen in der Gesichtsmaske, eine Rheingauer Modenschau mit der „Ur-Bobbe“ und „Germania“ Nicole lmmerheiser, die herrlich schräge Krönung der neuen Rheingauer Weinkönigin Tanja Halbritter und vor allem den köstlich komischen Gesangsworkshop mit der berühmten Callas von Winkel (Geburtstagskind Marion Halbritter gab sich selbst das schönste Ständchen) real ablaufen. Der Höhepunkt des ganzen war „Norbis-Schnell-Tanzkurs" mit Dr. Norbert Halbritter als überaus gelenkige Solotänzerin bei einer „Lord of the dance“-Persiflage mit allen Familienmitgliedern. Und zum krönenden Abschluss durfte die CVW-Fastnacht als Rheingautipp und das heißgeliebte Winkeler Fastnachtslied „Allez Hopp" nicht fehlen.
Weit nach Mitternacht kam es dann zum krönenden Schlusspunkt des Abends: Das CVW-Männerballett präsentierte eine witzige Tanzvorführung und verwandelte die Bühne ebenfalls in ein Computerspiel, in dem sich Su-per Mario gleich in mehrfacher Aus-führung in einem echten Sattle mit einem ganzen Clan von Prinzessin Rosellas einen tänzerischen Kampf lieferte. Zum Happy-End präsentierten sich dann Andreas Jendreizeck, Danny Scheer, Emil Kirschke, Jan Wahlen, Jörg Wehr, Franz-Georg Eger, Mario Kirschke, Martin Schneider, Mathias Reinhard, Tobias Jendreizeck, Nils Carius und Reiner Firle in einem gemeinsamen Tanz mit Badeanzug und Shorts. Natürlich mussten sie eine Zugabe drauflegen und die Trainerinnen Michelle Greifenstein und Paulina Kirschke durften mit Recht stolz auf ihre Jungs sein.
Zum abschließenden Finale kamen dann alle Aktiven noch einmal auf die Bühne und feierten bis in das Morgengrauen hinein die Fastnacht.